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Kein roter Teppich, dafür verschärfte Sicherheit, mit Taschenkontrollen und Sonderweisen: Szene vor dem Wagner-Festspielhaus, am Morgen vor der Eröffnung der Bayreuther Festspiele-

© dpa

Update

Eröffnung der Bayreuther Festspiele: Trauerflor und Taschenkontrollen

Das Wagner-Festival eröffnet an diesem Montag unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen. Nach dem Amoklauf von München wird in Bayreuth außerdem auf den roten Teppich und den Staatsempfang zur "Parsifal"-Premiere verzichtet.

Die "Parsifal"-Premiere zur Eröffnung der diesjährigen Bayreuther Festspiele findet unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen statt. Polizeikräfte patrouillierten am Festspielhaus, das mit Absperrungen gesichert ist, Taschen wurden kontrolliert, von Festspielbesuchern ebenso wie von Zaungästen. Der kaufmännische Direktor Holger von Berg zeigte sich froh über das verschärfte Sicherheitskonzept. „Wir sind gut vorbereitet“, sagte er. Nach dem Amoklauf von München und der jüngsten Bluttat in Ansbach startet das weltberühmte Festival am Montagnachmittag (16 Uhr) außerdem ohne roten Teppich. Auch der Staatsempfang wurde abgesagt, aus Respekt für die Opfer der Münchner Bluttat vom Freitag. So etwas hat es in der jüngeren Geschichte der Richard-Wagner-Festspiele wohl noch nie gegeben, sagte Sprecher Peter Emmerich.

Die Festspiele hatten dafür plädiert, dass die Stadt Bayreuth den roten Teppich absagt. „Alles andere würden wir als geschmacklos und völlig unpassend empfinden“, betonte Emmerich. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sagte auch den traditionellen Staatsempfang nach der Aufführung ab. Dies gebiete der Respekt vor den Opfern und ihren Angehörigen. Er selbst werde außerdem die Eröffnungsvorstellung am Montag nicht besuchen. Die Entscheidung fiel bereits nach dem Amoklauf in München, vor dem Selbstmordanschlag in Ansbach, bei dem der Täter sich selbst in den Tod riss - alle verletzten Opfer sind außer Lebensgefahr. Die Flaggen entlang der Auffahrt zum Festspielhaus waren mit Trauerflor versehen.

Bayreuth-Premiere wird den Opfer von München gewidmet

Die Aufführung der Neuinszenierung von Richard Wagners letzter Oper „Parsifal“ selbst findet trotz allem statt. Das Werk enthalte eine „Friedens- und Versöhnungsbotschaft“, erklärte Emmerich. Die Premierenvorstellung an diesem Montag soll explizit den Opfern des Münchner Amoklaufes und ihren Angehörigen gewidmet werden, teilte die Festspielleitung auf ihrer Internetseite mit. "Die Mitwirkenden der Bayreuther Festspiele trauern um alle Menschen, die am 22. Juli in München auf so tragische Weise ums Leben kamen. Den Angehörigen und Hinterbliebenen gehört unser tiefes Mitgefühl", hieß es dort. Bei der Premiere selbst wurde der Text vor Beginn auf eine Bühnenwand projiziert, wegen des Selbstmordattentäters in Ansbach leicht abgewandelt: Diese Aufführung sei "allen Opfern der Gewalttaten der vergangenen Tage und ihren Angehörigen" gewidmet.

Vor dem Beginn der Vorstellung wurde in Bayreuth allen Opfern der Gewalttaten der vergangenen Tage gedacht.
Vor dem Beginn der Vorstellung wurde in Bayreuth allen Opfern der Gewalttaten der vergangenen Tage gedacht.

© Ulrich Amling

Regie führt Uwe Eric Laufenberg, nachdem die Festspiele sich von dem Skandalkünstler Jonathan Meese, dem zunächst beauftragten Regisseur, getrennt hatten - angeblich weil sein Konzept zu teuer war. Am Pult steht an diesem Montag Hartmut Haenchen, der das Dirigat wiederum von Andris Nelsons übernommen hat. Nelsons war erst kurz vor der Premiere abgesprungen. Haenchen hatte nun nur wenige Tage Zeit, sich vorzubereiten. Der "Süddeutschen Zeitung" sagte er, es habe zwei Orchester-, vier Bühnenproben, eine Probe für Korrekturen sowie Haupt- und Generalprobe mit ihm gegeben. Da die Zeit für Detailarbeiten nicht ausreichte, hat Haenchen darauf bestanden, dass die Musiker sein Orchestermaterial mit tausenden Einzeichnungen zur Interpretation verwenden. In den Hauptrollen singen Klaus Florian Vogt (Parsifal), Ryan McKinny (Amfortas) und Elena Panratova (Kundry).

Die Sicherheit war und ist in diesem Jahr ein großes Thema auf dem Grünen Hügel, schon vor der Anschlagsserie der letzten Tage und Wochen seit dem Attentat in Nizza. Das Festspielhaus wurde aus Sicherheitsgründen eingezäunt, um mögliche Terroranschläge zu verhindern. Das geschah bereits vor Wochen.

Verschärfte Sicherheitsmaßnahmen und Personenüberprüfungen

Wer das Gelände betreten will, braucht nach dem Sicherheitskonzept von Stadt und Polizei einen Sonderausweis - oder eben eine Eintrittskarte. Den Sonderausweis erhielt nur, wer eine Einverständniserklärung unterschrieben hat, dass seine Daten von der Polizei überprüft werden. Auch Mitarbeiter der Festspiele wurden überprüft; die Polizei empfahl, einige von ihnen nicht in sicherheitsrelevanten Bereichen einzusetzen. Einem Bericht des "Nordbayrischen Kuriers" zufolge, galten rund 35 von 800 Mitarbeitern als Sicherheitsrisiko, weil sie wegen Gewaltdelikten vorbestraft sind. Eine konkrete Gefahr sieht die Polizei allerdings nicht. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Stammgast in Bayreuth, hatte ihre Teilnahme an der Eröffnung in diesem Jahr bereits vor längerer Zeit aus Termingründen abgesagt.

Ein Polizist steht am 25.07.2012 vor dem Festspielhaus in Bayreuth, kurz vor der Eröffnung der Festspiele.
Ein Polizist steht am 25.07.2012 vor dem Festspielhaus in Bayreuth, kurz vor der Eröffnung der Festspiele.

© Marc Müller/dpa

Islamkritische "Parsifal"- Inszenierung?

Einen Zusammenhang zwischen der Angst vor Anschlägen und einer vermeintlich islamkritischen „Parsifal“-Inszenierung hatte Regisseur Laufenberg bestritten. Im „Parsifal“ gehe es um das Christentum, nicht um den Islam, hatte er im Interview betont. Das 2015 wieder eröffnete und restaurierte Richard Wagner Museum geht ebenfalls speziell auf "Parsifal" ein. Zum einen können die Besucher in der Schatzkammer im Untergeschoss von Haus Wahnfried die Entstehung der Partitur nachvollziehen: Präsentiert werden originale Handschriften Wagners vom Prosaentwurf bis zur autographen Partitur. Zum anderen läuft im Filmprogramm des Museums die Elf-Minuten-Produktion "Black Mountain", eine Arbeit des Künstlerkollektives Like A Wild Beast's Fur, die von Wagners "Parsifal" inspiriert ist. Der Kurzfilm ist vom 25. Juli bis 3. August vier Mal täglich als Vorfilm im regulären Filmprogramm des Museums zu sehen. Tsp (mit dpa und epd)

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