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Geschichtsträchtiger Ort. Das Nicolaihaus in der Brüderstraße 13 in Mitte - Lessing und Mendelssohn waren auch für Nicolai Inspirationsquellen.

© Thilo Rückeis

Kultur: Es geht auch ohne Suhrkamp

Stiftung Denkmalschutz übernimmt Nicolaihaus

Eine lange Irrfahrt durch die Wirren der Nachwendezeit findet ein glückliches Ende. Am kommenden Montag geht das Nicolaihaus in der Brüderstraße in Mitte in das Eigentum der Deutschen Stiftung Denkmalschutz über. Damit ist die Existenz eines der ältesten, noch erhaltenen Bürgerhäuser Berlins gesichert, dessen Schicksal lange Zeit ungewiss war. Und zwar mit der gewünschten, dem Charakter des Hauses angemessenen kulturellen Bestimmung.In seinen ältesten Teilen bis ins 17. Jahrhundert zurückgehend, war das Nicolaihaus im 18. und 19. Jahrhundert ein wichtiger Ort des intellektuellen Lebens der Stadt. Zumal als Wohnsitz des Verlegers und Autors Friedrich Nicolai (1733–1811) bildete es einen Brennpunkt der Berliner Aufklärung. „Könnte man das Wort historisch steigern“, so hat der Publizist Michael S. Cullen einmal angemerkt, „so müsste dieses Haus als das historischste Berlins gelten.“

Das Haus war vor zwei Jahren erneut ins Blickfeld der Öffentlichkeit geraten, weil der Suhrkamp-Verlag sich entschieden zu haben schien, es zu seinem neuen Verlagssitz zu machen. Um so besorgter für die Zukunft der geschichtsträchtigen Stätte stimmte danach der Eindruck, dass dieser Entschluss sich in der Folgezeit nicht konkretisierte und schließlich offenkundig nicht mehr verfolgt wurde. Das Fort- und Überleben des Hauses in der Brüderstraße, im Rücken des seinerzeitigen Staatsratsgebäudes (im Besitz des Liegenschaftsfonds, der gehalten ist, es zu veräußern), schien wieder offen zu sein.

Die gemeinnützige Deutsche Stiftung Denkmalschutz, 1985 gegründet, ist die große, bundesweite Initiative zur Wiederherstellung von Baudenkmälern und zur Förderung des Denkmalschutz-Gedankens; sie hat bis jetzt 3600 Objekte betreut und koordiniert den erfolgreichen Tag des offenen Denkmals. Mit dem Erwerb des Nicolaihauses gibt die in Bonn beheimatete Stiftung ihrer Präsenz in Berlin ein neues Format. Was kaum anders denn als strategische Entscheidung der nicht zuletzt in den neuen Ländern tätigen Institution zu deuten ist. Die Übernahme lässt auch hoffen, dass der Freundeskreis Nicolaihaus die Chance bekommt, in dem Haus, um das er sich wahrhaftig verdient gemacht hat, einen Ort der Erinnerung für die Berliner Aufklärung einzurichten. Das Engagement für das Haus würde sich dann doppelt auszahlen. Hermann Rudolph

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