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Kultur: Ewig weiblich

wird ausnahmsweise nostalgisch Es muss in den Achtzigern gewesen sein, als die frischgebackene NewWave-Coolness neben dem Werk des französischen Filmexistenzialisten Jean-Pierre Melville auch die Filme der Schwarzen Serie ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückte. Eiskalter Großstadtdschungel, einsame Helden und expressionistische Schlagschatten gehörten hier ebenso zum festen Inventar wie das ewig Weibliche.

wird ausnahmsweise nostalgisch Es muss in den Achtzigern gewesen sein, als die frischgebackene NewWave-Coolness neben dem Werk des französischen Filmexistenzialisten Jean-Pierre Melville auch die Filme der Schwarzen Serie ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückte. Eiskalter Großstadtdschungel, einsame Helden und expressionistische Schlagschatten gehörten hier ebenso zum festen Inventar wie das ewig Weibliche. Zurzeit ist diese Art von Männerromantik eher out, vielleicht, weil die Kino-Zielgruppen immer jünger werden und die schönen Abgründe des Lebens lieber fantasy-kindgerecht serviert bekommen wollen. Dank also an das Lichtblick-Kino, das mit Jacques Tourneurs „Out of the Past“ diese Woche ein in schönsten SchwarzWeiß-Schattierungen durchgestyltes Glanzstückchen des Film Noir auf die Leinwand bringt, das mit Rhonda Fleming, Jane Greer und einem wunderbar verschlafenen Robert Mitchum aufs Beste besetzt ist. OmU im Lichtblick, die ganze Woche außer Freitag.

Die große Zeit der Regisseurin Lina Wertmüller, die seit Mitte Dezember im Arsenal mit einer Retrospektive geehrt wird, waren die Siebzigerjahre, als sie mit Filmen wie „ Pasqualino Settebellezze“ die deutsche Linke in heftige Debatten stürzte. Dass es mittlerweile stiller um sie geworden ist, liegt nicht an der mangelnden Produktivität der italienischen Regisseurin, die seit 1984 fleißig alle paar Jahre einen neuen Film herausbringt, von denen aber nur „Camorra“ (1986) ins deutsche Kino gelangte. Dabei handelt es sich keineswegs um bescheidenes No-Budget-Kino: „ Francesca e Nunziata“ etwa, vier Jahre alt und Sonntag noch einmal im Arsenal zu sehen, ist das italienische Gegenstück zu Merchant Ivory: Das Familienepos einer, na klar, Nudeldynastie, in der sich mit dem ehemaligen Waisenmädchen Nunziata und der selbstbewussten Unternehmerin Francesca zwei starke Frauengestalten gegenüberstehen. Der Herr Papa hätte da keine Chance, selbst wenn er nicht ganz so exzessiv der Dekadenz huldigen würde.

Sehr viel intellektueller geht es am Mittwoch im HAU 2 zu, wenn dort zum Auftakt der „globale 05“ Lutz Dammbecks Dokumentarfilm „Das Netz“ zu sehen ist, der einen Tag später im Kino startet. Dammbeck, einer der interessantesten Dokumentaristen Deutschlands, verwebt in seiner biografischen Annäherung an den „Unabomber“ mit verblüffenden Einblicken in die kalifornische Hippie- und Wissenschaftsszene zu einem Netz frappierender Bezüge. Ein Film, der ebenso fasziniert wie er durch seine Komplexität im besten Sinn überfordert. Anschließend gibt es eine Podiumsdiskussion mit Dammbeck und dem amerikanischen Politaktivisten John Zerzan über „Formen des Widerstands in der globalisierten Gesellschaft“.

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