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Kultur: Ewige Sehnsucht nach dem Vorgarten

Axel Schulthes erklärt, wie Berlins Bauherren ticken

Wann immer in Berlin über den Stadtraum geredet wird, schleicht sich schnell die entlarvende Angabe „südlich“ ein. Als Schlüsselreiz öffnet sie emotionale Traumpforten vom mediterranen Leben. Doch dieser Sehnsucht nach südlichen Stadträumen stehe in Berlin das mangelnde Verständnis für die Funktion dieser Räume entgegen – so der Axel Schultes in einem Vortrag, mit dem die von Charlotte Frank initiierte Reihe „machtArchitekturen“ an der Universität der Künste nun ihren Abschluss fand.

Statt urbane Dichte zu erzeugen, wie sie für jene südländischen Stadträume charakteristisch sei, würden Bauherrn in Deutschland nach Solitären rufen. Eine Entwicklung, die Schultes und Frank in ihrer architektonischen Arbeit mehrfach erlebt haben. An der Bonner Museumsmeile ebenso wie beim Kanzleramt. Beide Male hieß der Bauherr Helmut Kohl: „Und der wollte eben ein Haus haben, um das er herumgehen kann.“ Das war bereits beim Wettbewerb für das nie gebaute Deutsche Historische Museum im Spreebogen so, den Aldo Rossi Ende der Achtzigerjahre gewonnen hatte - mit einem Solitär.

Aus Schultes Entwurf, der ebenfalls an jenem Wettbewerb für das Deutsche Historische Museum teilgenommen hatte, entwickelte sich nach der Wende die Idee des „Band des Bundes“: eine langgestreckte städtebauliche Figur, die vom Tiergarten bis zum Bahnhof Friedrichstraße eine dichte Stadtstruktur weben sollte. Doch auch sie blieb Fragment: die Verwirklichung des Bürgerforums vor dem Kanzleramt erscheint in Zeiten knapper Kassen unwahrscheinlicher denn je. Welche Gestalt ein solches Forum annehmen könnte, untersuchen derzeit Studierende der UdK. Ihre Entwürfe sind ab November in einer Ausstellung im U-Bahnhof Reichstag zu sehen.

Jürgen Tietz

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