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Zeki Müller (Elyas M'Barek) in einer Disco

© dpa

"Fack ju Göhte 2": Göhte und die Flüchtlinge

Der zweite Teil der Paukerkomödie "Fack ju Göhte" bricht Kinokassenrekorde. Interessant, wie er - am Beispiel von Tsunami-Waisen - das aktuelle Flüchtlingsthema behandelt. Eine Glosse

Viereinhalb Millionen Besucher in 14 Tagen, „Fack ju Göhte 2“ feiert Rekorde. Wie sollte es auch anders sein, bei so viel Hype und Kopien (837) und Sprüchen von Chantal. Nach den umsatzstärksten Startwochen eines deutschen Films seit Beginn der Messungen hat die Gurkentruppe von der Goethe-Gesamtschule bislang 35 Millionen Euro in die Kinokassen gespült. Lauter Superlative, mit Chartspitze, Dichterfürst und nach oben offener Elyas M’Barek-Hysterieskala. Trotzdem steht weiter Wahrscheinlichkeitsrechnung auf dem Stundenplan: Noch ist der nationale (ebenfalls eine unterdrückte Minderheit in den Heldenstatus hebende) Allzeit-Champion nicht geschlagen: „Der Schuh des Manitu“, 65 Millionen Euro Gesamteinspiel. Die Zeiten sind schnelllebiger geworden, seit Bully Herbigs Indianerklamotte: Top und Ex, das geht ratzfatz heutzutage.

Regisseur Bora Dagtekin ist allemal ein schlauer Typ, hat er doch den „Fack ju Göhte“-Erfolg samt Marketingstrategien einfach in den Plot integriert. Die Mädels der 10 b himmeln ihren Aushilfslehrer Müller genauso an wie die Teenies seinen Darsteller. Und auf der Klassenfahrt nach Thailand wird gepostet und gebloggt, was das Zeug hält, in Fortsetzung all der sozialen Netzwerkerei, mit der die Paukerkomödie der Hauptzielgruppe ans Herz gelegt wird. Elyas M’Barek hat längst mehr Follower als Matthias Schweighöfer.

Und erst die Sache mit den Migranten. Topaktuell, wie der Publikumsrenner die Flüchtlingskrise verhandelt, am Beispiel der Tsunami-Waisen. Sind ja auch Heimatlose, Flüchtlinge im eigenen Land. Erst tauchen sie als mobile Diebesbande in Booten (!) auf und stehlen Chantal & Co. am Campingstrand die Handys. So sind sie, die DritteWelt-Kids: schmarotzen von unserem mühsam erworbenen Reichtum.

Aber dann. Während die korrupten, hochgebildeten Schiller-Gymnasiasten sich als Weltverbesserer tarnen, das Land in Wahrheit aber ausbeuten und die Waisenkinder auf Cannabis-Plantagen für den Export schuften lassen, löst die asoziale Horror-10b das Problem mit dem Wohlstandsgefälle auf nachhaltige Weise – und gewinnt damit den Integrationspreis. Wie sagt die Goethe-Rektorin (Katja Riemann, immer noch Bombe): „Humanistische Bildung ist out. Veni, vidi, sorry.“

Also nix Weltverbesserungs-AG à la Schiller, sondern veni, vidi, in die Hände gespuckt und Häuser für die Flüchtlinge gebaut. Schnell, unbürokratisch, vor Ort. So sieht das aus, wenn die Flüchtlingskrise in den Herkunftsländern gelöst wird. M’Barek, ab in die EU-Kommission.

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