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Kultur: Fackeln im Storm

"Mein Ziel als Komponist war es immer, ein hohes Maß an Akzeptanz zu erzielen, Stücke zu schreiben, die sich auch langfristig als repertoirefähig erweisen." Wilfried Hiller zählt zu den produktivsten zeitgenössischen Komponisten, und auch zu den meistgespielten.

"Mein Ziel als Komponist war es immer, ein hohes Maß an Akzeptanz zu erzielen, Stücke zu schreiben, die sich auch langfristig als repertoirefähig erweisen." Wilfried Hiller zählt zu den produktivsten zeitgenössischen Komponisten, und auch zu den meistgespielten.In Kiel inszenierte Kirsten Harms die Uraufführung seines "Schimmelreiters" nach Theodor Storm.Es mag des Carl-Orff-Schülers schlicht-sparsame, eingängige, das Ohr kaum fordernde Musiksprache sein, mit der der Komponist jenes Postulat der Akzeptanz beim Publikum erreicht.Sicher auch sein Theaterinstinkt, insbesondere für das Genre der Kinderoper.Als in Kiel 1996 "Der Rattenfänger" erfolgreich in Szene ging, gab dies den Ausschlag, bei Hiller den "Schimmelreiter" in Auftrag zu geben.Eine Oper über den urschleswig-holsteinischen Mythos, den nicht nur im nördlichsten Bundesland jeder kennt: das mochte schon Garant für einen musiktheatralischen Volltreffer sein.Der lange Publikumsapplaus scheint dies zu bestätigen.

Hiller und sein Librettist Andreas K.W.Meyer adaptierten fast originalgetreu den Wortlaut der Stormschen Dialoge und fügten einige thematisch kongruierende Gedichte Storms ein - melodische Inseln zur Spiegelung innerer Vorgänge.Seine musikalischen Mittel setzt der Komponist überhaupt gezielt und sparsam ein.Der Bartók-Verehrer und Jazz-Kenner verleugnet sich nicht: dominierend ist der rhythmische Impuls.Die Musik kommentiert quasi kammermusikalisch das Geschehen, das Orchester nur mit Celli, Bässen, Bläsern und viel Schlagzeug.Der Gesang bevorzugt das Rezitativische, die Kargheit von Land und Leuten in Marsch und Geest spiegelt sich so musikalisch recht plausibel.Auch in Bühne und Regie: Bernd Damowsky hat einen leicht nach hinten ansteigenden, sich perspektivisch ein wenig verjüngenden Raum entworfen, der durch Wände vergrößert oder verkleinert werden kann.Sich linsenartig öffnende Vorhänge geben verschiedene Ausschnitte frei und lösen so geschickt das Problem der raschen und häufigen Szenen- und Ortswechsel.Kirsten Harms profiliert die vier Hauptpersonen mit sicherer Hand und hat ihnen auch ein darstellerisch frisches Spiel abverlangt.Hohes Niveau hatten sie auch sängerisch, wenngleich die Partien nicht Unmögliches verlangen: Karsten Ruß als Hauke Haien schafft den Zwiespalt von Inbrunst und Verbissenheit mit geschmeidigen Tenor, Jörg Sabrowski (Ole Peters) und Laura Nykänen (Trin Jans) vermitteln Dämonie, und Gro Bente Kjellevold (Elke Volkerts) verzaubert mit lyrischen Facetten.Souverän Ulrich Windfuhr, von der kommenden Saison an neuer Generalmusikdirektor in Kiel, am Pult des Philharmonischen Orchesters.

ELISABETH RICHTER

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