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Kultur: Fälle für die Ewigkeit

Manchmal macht Bücherschreiben alles nur noch schlimmer. Man nehme den Fall O.

Manchmal macht Bücherschreiben alles nur noch schlimmer. Man nehme den Fall O.J. Simpson. Der Football-Star stand 1995 wegen Mordes an seiner Frau und deren Freund vor Gericht. Die meisten hielten ihn für schuldig, Simpson wurde freigesprochen. Sein Buch, eine angeblich fiktive Erzählung des Tathergangs, zog der Verlag kürzlich zurück. Es heißt „If I Did It“, „Wenn ich es getan hätte“.

Unaufgeklärte Fälle sind eine literarische Fundgrube. Gerade hat Andrea Maria Schenkel mit ihrem Debütroman „Tannöd“ (Edition Nautilus) den Deutschen Krimipreis gewonnen. Für die Geschichte ließ sie sich von einem Mord inspirieren, bei dem 1922 im oberbayrischen Hinterkaifeck sechs Menschen mit einer Kreuzhacke umgebracht wurden. Bis heute ist der Täter nicht ermittelt.

Ähnlich verhält es sich mit Karl Hau. Hau, ein Rechtsanwalt, ging Anfang des 20. Jahrhunderts mit seiner Frau in die USA, machte dort eine akademische Karriere und wurde in undurchsichtige Geschäfte mit der Türkei verwickelt. 1907 wurde er in einem Karlsruher Sensationsprozess wegen Mordes an seiner Schwiegermutter verurteilt. Nachdem das Todesurteil in eine lebenslängliche Haftstrafe umgewandelt und Hau nach 17 Jahren vorzeitig entlassen wurde, schrieb er die Bestseller „Das Todesurteil“ und „Lebenslänglich“. Ein rätselhafter Fall, den Bernd Schroeder in seiner klug arrangierten Doku-Fiktion „Hau“ (Hanser) hundert Jahre später noch einmal ausbreitet. Schroeder liest am 25.1. (20. 30 Uhr) im Buchhändlerkeller (Carmerstr. 1) .

Etwa zur selben Zeit wie Karl Hau wanderte die russische Familie Lipshitz nach Amerika aus, um antijüdischen Pogromen zu entgehen. Bei der Ankunft in Ellis Island ging der Sohn Rubens verloren. Generationen später beugt sich die 1972 geborene T. Cooper über die Familiengeschichte. Ihr Roman „Lipshitz“ (Mare) erzählt, wie Rubens Mutter die Hoffnung nicht aufgab und sogar glaubte, den vermissten Sohn im Fliegerhelden Charles Lindbergh wiederzuerkennen. Dann bricht die Geschichte ab und springt in die Gegenwart. Die ist reichlich spektakulär, denn T. Cooper war Mitglied einer Boygroup namens The Back Doors Boys. Mehr erfährt man am 26.1. (20 Uhr) im Literaturhaus (Fasanenstr. 23) .

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