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Kultur: Fall Ulrike aufgeklärt: "Irgendwie ist eine ungeheure Nähe entstanden"

Uta Leichsenring, (51), leitet seit November 1991 das Polizeipräsidium Eberswalde. Der Entführer von Ulrike ist gefasst.

Uta Leichsenring, (51), leitet seit November 1991 das Polizeipräsidium Eberswalde.

Der Entführer von Ulrike ist gefasst. Wie haben Sie auf die erste Meldung reagiert?

Erleichtert, aber verhalten. Weil ich noch nicht die hundertprozentige Sicherheit hatte: Wir haben es geschafft.

Zum Thema Chronologie: Der Mordfall Ulrike War das Ihr schwerster Fall?

Ja. Etwas Vergleichbares gab es nicht.

Haben Sie nach der Festnahme mit Ulrikes Eltern sprechen können?

Ein Kollege und ich haben Mittwochabend die Eltern darauf vorbereitet, dass es eine neue Nachricht gibt.

Wie haben die Eltern reagiert?

Ähnlich wie ich und wie wir alle: Mit Erleichterung. Auch wegen der enormen Verunsicherung, in der sich die ganze Region seit dem Tod von Ulrike befand.

Können Sie schildern, in welcher Verfassung sich die Eltern befinden?

Das ist sehr schwer - für Ulrikes Eltern ist jetzt wichtig, dass bei solchen Verbrechen alle rechtlichen Möglichkeiten genutzt werden. Sie wünschen sich, dass Massen-Gentests vorgenommen werden, um einen Täter zu finden. Die Eltern nehmen sehr bewusst wahr, wie mit solchen Themen in der Öffentlichkeit umgegangen wird.

Was halten Sie von der Idee, alle Männer über Speicheltests zu erfassen?

Das wäre nicht fair. Es gibt auch Frauen, die Kapitalverbrechen begehen. Vielleicht sollten mehr Kriminelle mit Tests erfasst werden, auch nach weniger schweren Taten. Im Fall Ulrike war der Täter "nur" als Autoknacker in Erscheinung getreten.

Wie oft haben Sie Kontakt mit den Eltern?

Wir telefonieren fast täglich und ich bin drei- oder viermal die Woche bei ihnen. Auch an Wochenenden - wenn es nötig ist.

Wie haben Sie die Gespräche mit Eltern verkraftet, die so schwer getroffen wurden?

Irgendwie ist eine ungeheure Nähe entstanden. Auch zu Ulrike, die ich gar nicht gekannt habe. Das ist alles für mich sehr schwer. Einerseits vertrete ich den Eltern gegenüber eine Behörde, andererseits empfinde auch ich eine starke persönliche Belastung nach dem, was Ulrike passiert ist.

Innenminister Schönbohm sah das zunächst anders: Mit viel Getöse hat er Sie kurz nach der Entführung von Ulrike aus Ihrem Kurzurlaub zurückbeordert ...

Dazu hat es ein klärendes Gespräch mit dem Minister gegeben. Deshalb will ich das Thema jetzt ruhen lassen.

Wie haben die 150 Beamten der SoKo "Finow" die anstrengenden Wochen seit Ulrikes Entführung durchgestanden?

Mit einem enormen inneren Antrieb. Für jeden Menschen ist so ein Verbrechen an einem Kind das Schlimmste überhaupt. Wann immer ich mit den verschiedenen Kollegen gesprochen habe, hieß es: Wir schaffen das. Unter welchem Druck sie standen, war am Ende eines jeden Arbeitstages zu spüren. Manche Kollegen konnten nicht nach Hause gehen. Wir haben dann viel geredet. Aber auch wenn sie zu Hause waren, fiel das Loskommen schwer.

Wie haben Sie die Stimmung in der Bevölkerung erlebt?

Da war viel Besorgnis und Unsicherheit - aber keine Hysterie, die dann auf die Polizei zurückgeschlagen wäre. Natürlich wurde geäußert, die Todesstrafe müsse eingeführt werden. Und es gab die Erwartung, wenn heute so ein Verbrechen geschieht, muss morgen der Verbrecher gefasst sein. Aber die Polizei hat mit zusätzlichen Streifen der Unsicherheit entgegengewirkt.

Ist es möglich, einem solchen Verbrechen besser vorzubeugen?

Eltern und Lehrer sollten mit den Kindern über die Gefahren des Schulwegs sprechen. Es wäre auch notwendig, dass Eltern mit ihren Kindern das Schreien trainieren. Lautstärke schreckt manchmal Täter ab.

Der Entführer von Ulrike ist gefasst. Wie hab

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