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Jennifer Lawrence spielt Joy, Robert De Niro ihren Vater.

© 20th Century Fox

Familienfilm "Joy": Wisch und weg

Biopic für die ganze Familie: In „Joy“ von David O. Russell erfindet Jennifer Lawrence einen Superwischmop und kämpft mit ihrer chaotischen Familie.

Die Oma (Diane Ladd), eine ganz herzensgute, die die Talente ihrer Enkelin Joy (Jennifer Lawrence) früh erkennt, stirbt leider schon mitten im Film. Aber weil sie von Anfang an für den raunenden Voice-over zuständig ist, darf sie die durchaus turbulenten Verwicklungen bis zum glücklichen Ende aus dem Grabe kommentieren. Wie putzig!

Überhaupt putzt „Joy“, dem der deutsche Verleih den Titelzusatz „Alles außer gewöhnlich“ spendiert hat, schon deshalb ungemein, weil Joy darin einen ganz besonderen Wischmop erfindet. Eine Geschichte übrigens, die auf beinharten geschäftlichen Tatsachen gründet, denn in den frühen Neunzigern ist die Amerikanerin Joy Mangano mit der Erfindung des Miracle Mop reich geworden. Vorher aber geht die Story durch Schweiß und Tränen.

Da ist der Nichtsnutz von Papa (Robert DeNiro), der sich mit einer komisch begüterten Tussi (Isabella Rossellini) zusammentut. Da sind der Nichtsnutz von Joys Ex-Mann (Edgar Ramirez) und Joys dauernd Soaps guckende Mama (Virginia Madsen), und da sind Joys putzige, aber irgendwie auch anstrengende Kinder. Mit anderen Worten: ein Irrenhaus. Aus so was muss man erst mal tapfer rausfinden – und zum Beispiel den Superwischmop erfinden.

Regisseur David O. Russell („Silver Linings“, „American Hustle“), Experte für die Zurschaustellung hysterisch-neurotischer Individualbefindlichkeiten, eiert mit seinem Arsenal pittoresker Unsympathen zwischen Sozialgroteske und All- American-Aufstiegsstory auf und ab. Und hin und her. Und sehr langsam voran.

Immerhin Bradley Cooper als Teleshopping-King könnte als Liebchen der ehrgeizigen Joy durchgehen, aber wie sagt sie schon eingangs als Kind: „Einen Prinzen brauch’ ich nicht.“

Übrigens, „Erin Brockovich“ (2000) erzählte mal eine ein bisschen ähnliche Geschichte, aber erstens ging’s damals um mehr als ums Geschäft, und Julia Roberts sauste, anders als die irgendwie bräsig fehlbesetzte Jennifer Lawrence, wie ein wildgewordener Wischmop durchs Geschehen. Wie würde eine richtig kluge Oma sagen? „Joy“ ist das Biopic, das die Welt nicht braucht.

In 18 Berliner Kinos

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