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Kultur: Farbe als Ruhekissen

KUNST

Manchmal, meint Gotthard Graubner , sei er nach Ausstellungseröffnungen derart erschöpft, dass er sich auf den eigenen Kissenarbeiten ausruhe. Wie 1982 im deutschen Pavillon der Biennale Venedig. In der Kestner Gesellschaft Hannover besteht dazu kein Anlass. Hier ist man entspannt. Denn man hat im Jubiläumsprogramm zum 75-jährigen Bestehen Graubners aktuellen Arbeiten Farblicht (bis 3. August) jene Räume und Lichtverhältnisse gegeben, die sie brauchen, um ihre kontemplative Wirkung zu entfalten. Eine Schau wie die Ruhe selbst.

Neun Kissenbilder erwarten die Besucher im zentralen Saal, neun monumentale Farbraumkörper, für die Graubner seit über vierzig Jahren berühmt ist. Rosa und aprikotfarben schimmern sie, graublau, olivgrün und gelb. Vibrierende Farbleiber, die vor den Wänden zu schweben scheinen. Ihre aufgepolsterten Wölbungen geraten dabei ganz in Vergessenheit. Denn um nichts als Farbe geht es dem Künstler, um das Eigenleben der Malerei, das ohne Inhalte besteht.

Mit der Immaterialität der Kissenarbeiten kontrastieren die drei mal drei Meter großen nepalesischen Büttenpapiere. Hier fangen sich die Farbpigmente in Knicken, Wellen und Falten, ist es die haptische Qualität, die besticht. Sie lädt dazu ein, den Prozess der Malerei nachzuvollziehen, den Dialog der Farben, bei dem die zuerst gesetzte Farbe nach einem verwandten Ton verlangt. Kein Wunder, dass der 73-jährige Graubner Bilder wie menschlische Wesen behandelt und von ihrem malerischen Atem spricht. Sein Werk haucht den Räumen der Kestner Gesellschaft Leben ein.

Kristina Tieke

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