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Kultur: Farbe auf der Haut

Sabine Dehnels ungewöhnliche Frauenporträts in der LSD Galerie.

An der Decke hängt eine Stoffbahn voller gehäkelter Spitzendeckchen. In der Mitte der Galerie steht eine Tischvitrine aus einem Miedergeschäft der 70er Jahre, in der ein Häkelbustier in Szene gesetzt ist. An den Wänden hängen Bilder mit Dekolletés und nackten Busen.

„Drop The Thought“ heißt Sabine Dehnels Ausstellung in der LSD Galerie – eine Quintessenz der Serie „Mona I-XII“, mit der die Künstlerin seit 2010 in inszenierter Fotografie die Charakteristika weiblicher Ikonen analysiert. Die Rauminstallation „Simone“ aus alten Spitzendeckchen ist laut Dehnel ein „Zeitspeicher“, in dem unendliche Stunden weiblicher Handarbeit aufgehoben sind: „Ein Porträt im übertragenen Sinn.“ Die feinen Strukturen zieren auch den weiblichen Oberkörper in „Mona V“ (2011) und verleihen ihm die Ambivalenz züchtiger Erotik. Auf dem tiefen Dekolleté dominiert im Amulett an der Kette das schwarz-weiße Porträtfoto von Simone de Beauvoir. Die große Intellektuelle der ersten Feminismus-Generation, die im bürgerlichen Pariser Umfeld eine freie Liebesbeziehung mit Jean-Paul Sartre lebte.

Sabine Dehnel arbeitet medienübergreifend mit Fotografie und Malerei (Preise: 4000–22 000 Euro). In „Drop The Thought“ gelingt ihr eine Inszenierung narrativer Momente über Themen wie Erinnerung, Kollektiv und Weiblichkeit. In der Fotoarbeit „Mona XII“ (2013) ist der Oberkörper entwaffnend nackt. Nur der kräftige Pinselduktus direkt auf der Haut wirkt wie eine schützende Folie. Im Amulett befindet sich das Porträt der amerikanischen Künstlerin Diane Arbus (1923–71), die Außenseiter und Exzentriker fotografierte. Ein Gemälde verweist auf die Anfänge von Dehnels künstlerischer Karriere: zarte Farben mit weichem Duktus, Stickereien auf hochgeschlossener Bluse, an der Kette eine Koralle. Die eigene künstlerische Reifung spiegelt sich in der Entwicklung weiblicher Geschichte, unaufgeregt und selbstbewusst. Die komplette „Mona“-Serie zeigt das Museum Wiesbaden ab September. Bis dahin ist das Portfolio backstage in der Galerie zu sehen. Constanze Musterer

LSD-Galerie, Potsdamer Straße 65; bis 21. 6., Mi–Sa 14–18 Uhr

Constanze Musterer

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