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Kultur: Fast überall fremd

Kinderfilm 1: „Mozart in China“

Was weiß der durchschnittliche 10-jährige Österreicher von goldenen Lotusfüßen? Nicht viel, darf man annehmen. In dem österreichischen Film „Mozart in China“ reist der 10-jährige Danny aus Salzburg mit seinem chinesischen Freund Li Wei in die Heimat von dessen Großvater, zur Insel Hainan in Südchina. Mit im Gepäck: Mozart, eine Puppe aus dem Theater von Dannys Vater.

Auf Hainan angekommen, muss sich Danny erst einmal mit der Fremde anfreunden: In dem kleinen Dorf, in dem Li Weis Verwandte leben, schleichen Hängebauchschweine gemütlich durch die sandigen Straßen, ein Vogelhändler radelt vorbei, und beim Abendessen sorgen Sprachschwierigkeiten für Erheiterung. Die Nachbarsjungen schnüffeln zur Begrüßung an Dannys Hemd, weil sie gehört haben, dass Ausländer müffeln. So erfährt Danny, wie es Li Wei in Salzburg ergeht. Immerhin hat er seinen Kumpel auch schon mal „Schlitzauge“ genannt.

Der Film von Bernd Neuburger und Nadja Seelich vermittelt wie beiläufig kindertaugliche Lektionen in Sachen China, Toleranz und Fremdenfreundlichkeit. Danny reist nur widerwillig in das fremde Land, dessen Sprache er nicht spricht. Das Essen ist exotisch und schmeckt nicht so, wie der europäische Gaumen es gewohnt ist. Kakao zum Frühstück wäre Danny lieber als die merkwürdige Suppe, die die Chinesen mit Begeisterung schlürfen. Und dem armen Opa kann man nicht einfach damit helfen, dass man sich von Dannys und Li Weis Vätern Geld schicken lässt, denn das bedeutete einen Gesichtsverlust für den alten Mann.

Der mit dem Publikumspreis des Filmfestivals Montreal ausgezeichnete Film erhebt nicht belehrend den Zeigefinger, sondern macht den Spruch von dem Ausländer, der man selbst fast überall ist, neu erfahrbar. Dabei verwischen manchmal auch die Grenzen: Am Strand wird Danny von anderen Österreichern gefragt, er sei doch aber wohl kein Chinese? Nein, antwortet der blonde Danny: „Ich sehe nur so aus.“ Martina Scheffler

Babylon Mitte, noch einmal heute, 16.15 Uhr

Martina Scheffler

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