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Kultur: Faustisch

Berliner Philharmoniker mit Riccardo Chailly.

Die Faszination, die Goethes „Faust“ auf das schöpferische 19. Jahrhundert bis zu Mahlers lebenslangem Umgang mit der Dichtung ausübte, schwingt in poetisierten Tönen. Riccardo Chailly tritt ans Pult der Berliner Philharmoniker, um zwei „faustische“ Partituren erklingen zu lassen: „Eine Faust-Ouvertüre“ von Richard Wagner und „Eine Faust-Symphonie“ von Franz Liszt. Beide Werke, das kurze wie das ellenlange, blicken auf Berlioz.

Dumpf klingt das Faust-Thema bei Wagner nach dunkler Einleitung, man meint den einsam grüblerischen Helden in seiner Studierstube zu sehen. Und es muss zugleich der Komponist sein, dem die letzte Hoffnung auf Paris entschwunden ist. In der Musik aber naht sich ihm das Holländer-Schiff und eine neue Ausdruckswelt. Wie wagnerisch das schon klingt, endend in sanfter Verklärung, bekundet die sensible Interpretation des Operndirigenten Chailly. Theatralischer noch wirkt die „Symphonie“ von Liszt, die in drei Teilen „Faust“ in seinem Tatendrang, liebliches „Gretchen“ und den eher pittoresken als dämonischen „Mephistopheles“ als Charakterbilder zeichnet.

Dem Geist der französischen Romantik abgelauscht, krankt die Partitur zweifellos an „Überdimensionalität“, bis strahlendes C-Dur mit Orgel die Funktion eines Wunders übernimmt. Bei allem Engagement der Herren des Rundfunkchors und des Sängers Nikolai Schukoff werden die Nerven strapaziert von Wiederholungen der Worte: „Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan.“ Was das Ganze aber spannend macht, sind besondere Momente, etwa der Oboe mit Bratschenbegleitung in der ästhetischen Kategorie des Anmutigen, die Bildhaftigkeit im philharmonischen Klang, Chaillys Farbintensität und Feuer. Sybill Mahlke

So, 1.12., 20 Uhr

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