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Felix von Manteuffel 2013 in München.

© dpa

Felix von Manteuffel zum 70. Geburtstag: Die Revolution tanzt er einfach

Gespielt hat er sie alle, von Danton bis Gregor Samsa, aktuell steht er wieder in Berlin auf der Bühne: Heute wird Felix von Manteuffel 70 Jahre alt.

Kaum hatte der 25-jährige Felix von Manteuffel die Münchner Otto-Falckenberg-Schule absolviert, spielte er bei seinem ersten Engagement in Ulm nicht nur den Ferdinand in „Kabale und Liebe“, sondern auch Georg Büchners Danton. Solch furiose Debüts in der sogenannten Provinz sind an sich nichts Besonderes in der Karriere besonderer Schauspieler. Aber der revolutionäre Genussmensch Danton wurde damals doch über alle Büchner’schen Melancholien hinweg zumeist als vitalistischer Kraftkerl auf die Bretter gestemmt. Der junge Manteuffel war indes: ein filigraner Tänzer.

Ein Zerbrechlicher. Gleich nach Ulm war er an den Münchner Kammerspielen 1972 der ganz wunderbar spillrige Student Spitta in Hauptmanns „Ratten“. Dieser Spitta ist eher ein tragikomischer Spitalfall, studiert Theologie, liebt das Töchterchen des Schauspieldirektors Hassenreuter und will selber Schauspieler werden: ein Handtuch von Mensch, den FvM neben dem mächtigen Peter Pasetti als Hassenreuter nicht einfach nur schmächtig gab. Sondern in August Everdings Inszenierung selig als wunderlichen Schatten. Kein bleicher oder bloß dunkler Schatten, sondern schillernd, fiebrig zwischen Scherz und Schmerz.

Manteuffel auch im "Tatort"

Das hat er in den Erfolgszeiten der Münchner Kammerspiele verfeinert fortgesetzt als junger Selbstmörder Moritz Stiefel in Ernst Wendts großer Inszenierung von Wedekinds „Frühlings Erwachen“ oder Ende der 1970er Jahre gleichfalls in München in George Taboris turbulenten „Verwandlungen“, wo Manteuffel in Anspielungen auf Kafkas Erzählung „Die Verwandlung“ auch der Sohn, der wiederum höchst farbige Schatten und Reflex des in einen Käfer verwandelten Gregor Samsa war.

Jetzt ein Riesensprung. Felix von Manteuffel ist längst einer der großen älteren Schauspieler des einst so jungen neuen deutschen Theaters nach 1968. Zudem ist er auch als witzig weiser Experte teurer alter Rotweine im „Tatort“ zu erleben. Doch von den schmalen Söhnen zu den statiöseren Vätern gewechselt, hat ihn die Neugier aufs Neue nie verlassen. Auch ist er ein exzellenter (Hörbuch-)Vorleser, von „Harry Potter“ bis zu Tschechow, Mann, Canetti, Charms. Und mit seiner Frau Leslie Malton gibt er ein famoses Duett beispielsweise beim Briefwechsel zwischen Felix und Fanny Mendelssohn. Heute nun feiert der Wahlberliner seinen 70. Geburtstag. Vivat!

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