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Kultur: Ferkel in die Pfanne!

Zur Blütezeit der Beatles sah sich ein modebewußter Zirkusdompteur veranlaßt, seine Elefantennummer ein wenig zu modernisieren.Also hängte er dem schrumpelhäutigen Personal Pappgitarren um, stülpte ihnen Pilzkopfperücken über und ließ sie zu "Yeah, yeah, yeah" die Dickschädel schütteln, daß die Ohren nur so schlappten.

Zur Blütezeit der Beatles sah sich ein modebewußter Zirkusdompteur veranlaßt, seine Elefantennummer ein wenig zu modernisieren.Also hängte er dem schrumpelhäutigen Personal Pappgitarren um, stülpte ihnen Pilzkopfperücken über und ließ sie zu "Yeah, yeah, yeah" die Dickschädel schütteln, daß die Ohren nur so schlappten.

Gut drei Jahrzehnte später gilt solche Humanisierung der Tierwelt offenbar noch immer als erfolgsträchtiger Gag.Also trifft Babe, das schafehütende Hausschwein, bei seinen neuen Filmabenteuern auch auf eine im Zirkusgeschäft tätige Affenfamilie.Damit die Großstadtkids bei "Schweinchen Babe in der großen Stadt" auch richtig was zu lachen haben, wurden die behaarten Artisten in Menschenkostüme gesteckt, einschließlich Walkman fürs Söhnchen und Umstandskleid für die Affenmama.Wieder werden sich einige Zuschauer kugeln, andere womöglich eher quieken vor Enttäuschung.

Erneut unter der Regie des australischen "Mad Max"-Regisseurs George Miller hat es Babe von der vertrauten Farm in die Großstadt verschlagen, eine aus den Big Cities dieser Welt zusammengebaute, um allerlei Märchenhaftes ergänzte Metropole.Das ist weder dem Film noch dem armen Schwein bekommen.Der Reiz des Überraschungserfolges von 1995 bestand in der scheinbar naiven Trennung von Menschen- und Tierwelt, die sich ineinander spiegelten, ohne daß die eine die andere zu kopieren versuchte.Diesmal nun werden die sozialen Strukturen der Menschengesellschaft kurzerhand ins Animalische übertragen: Babe besucht Susi und Strolchi.

Der Tod kommt in dieser süßlichen Welt, trotz aller Action-Szenen, nicht mehr vor, während auf der Farm des alten Hoggett (knorrig: James Cromwell) ein Schaf schon mal ins Gras beißen mußte.Dafür jagt jetzt ein - nicht immer zündender - Gag den anderen.Selbstverständlich heißt ein Beagle-Drogenhund Snoopy, Mrs.Hoggett (ulkig: Magda Szubanski) läuft ewig mit klebstofftriefendem Strohhut herum, und der Mäusechor kommentiert Babes Mißgeschicke überraschend mit Piafs "Je ne regrette rien".

Doch, Miller & Co.sollten bei dieser zweiten Ferkelei nach "Ein Schweinchen namens Babe" einiges bedauern.Typisch in solchen Fällen: Man sucht den ersten Erfolg zu übertrumpfen, walzt die erprobten Pointen gehörig aus, und Geld spielt sowieso keine Rolle mehr.Das Ur-Schwein kam noch mit 30 Millionen aus, heimste weltweit 250 Millionen Dollar ein, dazu einen Oscar für die visuellen Effekte und sechs weitere Nominierungen."Babe II" verschlang schon wegen der inflationär eingesetzten Computeranimationen über 80 Millionen Dollar."Babe III" geriete dann wohl zu einen Schwein von titanischem Ausmaß.

Für eine zündende Drehbuchidee machen wir vorsorglich Urheberrechte geltend: Die Farm des alten Hoggett wird gepfändet, Babe soll nun doch als Weihnachtsbraten enden und flieht mit Ente Ferdinand ins australische Outback.Einer Attacke wildernder Dingos entgehen sie im Beutel eines Känguruhs, später Hunger, Durst, Schlangen ...Als Finale: gewaltiger Sandsturm, Crocodile Dundee rettet alle.

Auf 24 Berliner Leinwänden; Cinemaxx Potsdamer Platz (OV)

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