zum Hauptinhalt

Kultur: Ferne Seelen

Noch ein Schwedenkrimi: „Der Hypnotiseur“ im Kino.

Der schwedische Krimi feiert auf dem Buchmarkt internationale Erfolge. Die Bestseller von Stieg Larsson, Arne Dahl und Lars Kepler haben dem Genre neue Impulse gegeben und leben von der Spannung zwischen dem scheinbaren sozialen Frieden in der schwedischen Gesellschaft und den Abgründen, die unter der ruhigen Oberfläche lauern. Der Erfolg der „Millennium“-Trilogie, die es nach der heimischen Kinoadaption zum Hollywood-Remake brachte, schafft auch auf der Leinwand Platz für den skandinavischen Krimi als eigenständiges Genre.

Mit „Der Hypnotiseur“ taucht nun Lasse Hallström in die düsteren Welten von Lars Keplers gleichnamigen Roman ein. In Amerika war Hallström mit Filmen wie „Gilbert Grape“ oder „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ auf eher sanfte Kost abonniert; in seiner ersten schwedischen Produktion seit 25 Jahren befreit er sich beherzt vom Softie-Stigma. Im Zentrum steht der Arzt und Hypnotiseur Erik Maria Bark (Mikael Persbrandt), der der Erkundung des Unterbewussten längst abgeschworen hat, als Kriminalkommissar Joona Linna (Tobias Zilliacus) ihn bittet, einen im Koma liegenden Jungen unter Hypnose zu verhören. Dessen Familie wurde von einem unbekannten Täter getötet. Der Schwester gelang die Flucht, mit den Hinweisen des Bruders hofft die Polizei, das Mädchen zu finden, um es vor dem Mörder beschützen zu können. Arzt und Ermittler werden immer tiefer in den Fall hineingezogen, bei dem Täter und Opfer schwer auseinanderzuhalten sind.

Im winterlichen Stockholm entwirft Hallström einen stimmungsvollen Thriller mit wendungsreichem Plot und Film- noir-Atmosphäre. Aus dem souveränen Ensemble ragt neben Lena Olin, die ebenfalls ihr schwedisches Comeback feiert, vor allem Mikael Persbrandt heraus. Als Seelenkundler scheint er die ganze Last menschlicher Verderbtheit auf seinen Schultern zu tragen und strahlt in seiner Zurückgenommenheit eine enorme Präsenz aus. Hinzu kommt die düster-urbane Kulisse für ein solides Genrekino, das sich mit eigener Handschrift deutlich vom USStandard absetzt. Martin Schwickert

In 9 Berliner Kinos. OmU: Rollberg

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false