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Kultur: Festival, die fünfte

Man könnte ohne weiteres einen Film drehen, in dem Billy Bob Thornton (46) den Vater von Fanny Ardant (52) spielt. Oder: Catherine Deneuve (58) als Callgirl, in deren Lotterbett die Leiche des uralten Erzbischofs von Canterbury (John Hurt, 62) gefunden wird.

Man könnte ohne weiteres einen Film drehen, in dem Billy Bob Thornton (46) den Vater von Fanny Ardant (52) spielt. Oder: Catherine Deneuve (58) als Callgirl, in deren Lotterbett die Leiche des uralten Erzbischofs von Canterbury (John Hurt, 62) gefunden wird. Wie kriegen die Franzosen es nur hin, dass ihre Filmdiven so frisch bleiben? Wir in Berlin können ja nicht einmal das Brandenburger Tor dauerhaft vor dem Zerbröseln bewahren. Die Begeisterung vieler Kollegen über den französischen Divenfilm "8 Femmes" - na, ich weiß nicht recht. Einerseits ist das ja alles gut und schön, die den Gesetzen der Biologie trotzenden Diven, die von ihnen vorgetragenen Chansons, eine Familie als Monsterpark, das alles in einer hübschen Mischung aus Ironie und Ernst. Andererseits hat man das Prinzip des Films nach spätestens zehn Minuten begriffen. Er ist weder richtig lustig noch richtig tragisch, zu sagen hat er auch nicht viel, er ist lediglich amüsant. Das ist natürlich völlig okay - aber ein Meisterwerk?

Berlinale 2002 Online Spezial: Internationale Filmfestspiele Tagesspiegel: Alle Berichte, Reportagen, Rezensionen Gewinnspiel: meinberlin.de verlost Filmbücher Fotostrecke: Stars und Sternchen auf der Berlinale Amüsante, streng konstruierte Filme, deren Prinzip man nach zehn Minuten begriffen hat, sind offenbar eine französische Spezialität, "Smoking/No Smoking" war auch so ein Fall. Wenn man schon mal dabei ist, kann man sich ja noch einen zweiten französischen Film anschauen, "Chaos" von Coline Serreau. Coline Serreau ist mit "Drei Männer und ein Baby" bei uns berühmt geworden, sie hat es mit den Geschlechterrollen. In "Chaos" verbünden sich zwei geknechtete Frauen, eine Prostituierte und die Gattin eines widerlichen Leitenden Angestellten. Es ist eines von diesen Dramen, in denen alle Männer Superschweine sind oder bestenfalls Supertrottel und alle Frauen Engel. Mit solchen Filmen habe ich ein Problem, vielleicht, weil ich ein Mann bin. Ich denke dann immer: Mit so einer Weltsicht - die eine Sorte Mensch gut und unschuldig, die andere Sorte Mensch edel und schuldig - würde eine Person, die in einem anderen Milieu und mit einem anderen Geschlechtsteil aufgewachsen wäre, wahrscheinlich Rassistin sein. Als erfolgreiche, gebildete Dame mittleren Alters wird man stattdessen dann halt Feministin. Außerdem war der Film formal furchtbar schlecht. Schlechte Schauspieler, schlechtes Drehbuch, alles schlecht, schlecht, schlecht. Das hat mich, als Mann, sehr gefreut. Dann habe ich den Tagesspiegel aufgeschlagen und im Sandra-Maischberger-Interview den Satz gefunden: "Es gibt auf der ganzen Welt keinen, der nur ein Arschloch ist." Sandra Maischberger ist halt klug, und Coline Serreau ist es weniger. Trotzdem, Frau Maischberger - drei oder vier von dieser Sorte gibt es schon.

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