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Elena Bashkirova

© Rittershaus

Festival „Intonations“ im Jüdischen Museum: Der Himmel über der Musik

.Zum dritten Mal findet das "Intonations"-Festival im Jüdischen Museum statt: Die Pianistin Elena Bashkirova hat berühmte Künstlerfreude und viel versprechende Nachwuchstalente zum gemeinsamen Musizieren eingeladen.

Das Herz und die Seele der „Intonations“sei Elena Bashkirova, sagt Direktor W. Michael Blumenthal zur Begrüßung der Gäste in seinem Jüdischen Museum. Das „Jerusalem International Chamber Music Festival“ der Pianistin kommt zum dritten Mal an diesen Ort in Berlin, und über dem Glashof des Museums weichen die Wolken am blauen Himmel mit Einbruch der Dunkelheit einer interessanten Spiegelung der spielenden Musiker. Was für ein Aufgebot an Stars der Kammermusik (Konzerte noch bis zum 11. Mai)!

Der Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 und der Geburtstag von Richard Strauss vor 150 Jahren bilden die heterogenen Akzente des Programms. Nicht jeder Zuhörer hat nach annähernd drei Stunden ernster Musik am Eröffnungsabend noch Lust auf „Metamorphosen“, ein bisschen Abwanderung darf sein. Die aber geblieben sind, und das ist der große Teil des zahlreichen Publikums, erleben ein Ensemble aus ehemaligen und aktiven Berliner Philharmonikern mit jungen Kollegen, wie es harmonischer in Strauss’schen Harmonien nicht zusammentreffen kann: Angeführt von Kolja Blacher und Wolfram Christ tragen sie die Urform der berühmten „Metamorphosen für 23 Solostreicher“ vor, ein Septett, das in den Skizzen des greisen Komponisten den Vermerk „Trauer um München“ trägt, ein Lamento eigener Art, in der hochkarätigen Interpretation sind seine Farben allen Ausdrucks voll.

In einer Sonate von Debussy mit Flöte (Guy Eshed) und Harfe fällt die Bratschistin Nobuko Imai auf. Sie leitet in Tokio ein Festival, dessen Titel auch für diesen Abend stehen könnte: „Viola Space“. Denn neben ihr und Wolfram Christ fasziniert auf der Bratsche noch Madeleine Carruzzo, die philharmonische Geigerin. So spielt sie auch die Viola in der „Musik für 7 Saiteninstrumente“ von Rudi Stephan, zu denen neben Streichern (Michael Barenboim) Harfe und Klavier (Marie-Pierre Langlamet und Elena Bashkirova) zählen. Betrauert wird der frühe Tod des im Ersten Weltkrieg gefallenen Komponisten eigentlich bis heute, wenn so ein Stück erklingt, das viel sagen, ausprobieren, alles umfassen, aufbegehren will, um still zu versinken.

Problematischer wird es mit dem einstündigen Melodram „Enoch Arden“. Strauss vertonte die sentimentale Heimkehrerstory eines totgeglaubten Seemanns aus der Feder des viktorianischen Hofdichters Tennyson 1897 für den Münchner Theaterdirektor Possart. Dieser pathetische „Rezitationskünstler“ hat mit ständigem Seelentremolo den Komponisten offenbar genervt, obwohl Strauss als Begleiter mit ihm und diesem Schlager auf Tourneen ging. So entzückend sich Dominique Horwitz die Ballade von Enochs Jugend, Heirat, Schiffbruch, Inseldasein, Edelmut und Tod auch aneignet: Das Experiment zeigt überdeutlich, wie uns die Zeiten ändern.

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