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Die Skulptur „Usagi Kannon“ von Leiko Ikemura.

© Giancarlo Cattaneo

Festival St. Moritz Art Masters: Einmalige Kulisse als originärer Schauplatz

Der Wintersportort St. Moritz hat sich mit zeitgenössischer Kunst ein Thema gegeben, das ihn auch im Sommer glänzen lässt: die St. Moritz Art Masters. Ein Rundgang.

Was für eine klandestine Gesellschaft. Während die Gäste der St. Moritz Art Masters gern zeigen, dass sie den teuren Schweizer Ferienort nicht nur im Sommer genießen, erfährt man von der Kollektion Bilderberg nur Spärliches. Sie ist Teil des Festivals, das sich längst etabliert und über St. Moritz hinaus in die benachbarten Orte ausgeweitet hat. Bis nach Samedan etwa, wo in einem ehemaligen Patrizierhaus zwischen originalen Möbeln zehn Tage lang Kunst aus dem 20. Jahrhundert hängt.

Wer sie besitzt, bleibt allerdings ebenso ein Geheimnis wie die Namen der Künstler. Man wirkt anonym, überklebt notfalls sogar eine Signatur. So steht es in den Statuten der ideellen Kollektion Bilderberg, die hier ihren ersten öffentlichen Auftritt hat und sich aus dem Fundus von knapp 30 internationalen Sammlern speist. Zu erkennen gibt sich allein Kurator Christoph Steinmeyer – wozu ihn schon das eigene Werk verpflichtet, denn Steinmeyer ist selbst Maler. Seine hyperrealistischen Bilder hängen in St. Moritz und wollen erläutert werden.

Der Wintersportort St. Moritz glänzt jetzt auch im Sommer

Bei den Art Masters greift vieles ineinander, und nicht alles mag einem unmittelbar einleuchten. Der immer noch mondäne Ort für Wintersport hat sich mit zeitgenössischer Kunst ein Thema gegeben, das ihn auch im Sommer glänzen lässt. Manches wirkt eher wie ein illustrer Rahmen, und wenn die private Sammlung Stellar International Art Foundation ihre indische Kunst der Moderne im Konferenzsaal eines Fünf-Sterne-Hotels präsentiert, verliert die Malerei eindeutig gegen Vorhang und Textiltapete. Arbeiten der Berliner Künstlerin Leiko Ikemura, von Curtis Anderson, Matthias Brunner oder dem britischen Maler Billy Childish, die eigens für das Festival entstanden sind, behauptet sich dagegen – egal, ob sie am See, in historischen Dorfkirchen, ehemaligen Heilbädern oder leeren Ladenlokalen platziert worden sind. In solchen Momenten erweist sich die einmalige Kulisse von St. Moritz als originärer Schauplatz.

Der indischen Kunst gilt der Fokus in diesem Jahr, die Documenta-Teilnehmerin Nalini Malani – deren Filmprojektionen im Heimatmuseum perfekt mit dem historischem Arbeitsgerät korrespondieren – hat den Kunstpreis erhalten. Flankiert wird das zentrale Thema vom Walk of Art, der einen bis zum hochgelegenen Hotell Castell im nahen Zuoz schickt, wo Shilpa Gupta in kreidigem Neon ihre Installation „Today will end“ (2012) auf dem Dach leuchten lässt. Francesco Clemente hat eines seiner Stoffzelte in der Turnhalle einer Schule aufgeschlagen, wo es Malerei als All-over-Erlebnis zelebriert. Hier stellt die Kunst ihre Autonomie unter Beweis, indem sie selbst die Orte verwandelt, anstatt eingemeindet zu werden. Und auch die Kuratorin Birgid Uccia beweist mit ihrer Schau „India: Maximum City“ in einem alten, hölzernen Haus, dass sich zeitgenössische indische Kunst aus einer Metropole vor dörflicher Vergangenheit entfalten kann.

Die Art Masters bringen scheinbar Widerstrebendes zusammen

So bringt die St. Moritz Art Masters scheinbar Widerstrebendes zusammen, ohne es zwanghaft wirken zu lassen. Je länger man den Ort durchwandert, desto mehr lässt sich entdecken. Die Spuren vergangener Festivals in Form von Skulpturen eines Joel Shapiro oder Martin Kippenberger werden ebenso sichtbar wie jüngste Tendenzen. Aus Berlin sind die Designer von Haw-Lin Services angereist, um ihr Video zu zeigen, in dem ein Kleidungsstück von Kostas Murkudis zum Leben erweckt wird. Dazu zeigt der Bildhauer Reto Grond ein Werk. Beides im Hotel Schweizerhof, der zwar nicht offiziell teilnimmt, aber gern am Auftrieb der Gäste partizipiert.

St. Moritz Art Masters, bis 31.8., www.stmoritzartmasters.com

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