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Kuratorin Virve Sutinen.

© imago/ Jakob Hoff

Festival "Tanz im August": Die weite Welt des Tanzes

Mehr Geld, mehr Asien, mehr Berlin: Das Festival "Tanz im August" zeigt die großen Namen aus der internationalen Tanzszene - und legt ein klares Bekenntnis für die Berliner Tanzszene ab.

Von Sandra Luzina

Ihr Engagement hat bereits Früchte getragen. Virve Sutinen, die künstlerische Leiterin von „Tanz im August“, hat gemeinsam mit der HAU-Chefin Annemie Vanackere für mehr Mittel gekämpft. Die beiden waren erfolgreich. 2016 und 2017 wird der Hauptstadtkulturfonds den Etat des Festivals auf 600 000 Euro aufstocken, das sind jährlich 200 000 Euro mehr als bisher. Bei der Vorstellung des diesjährigen Programms am Montag war auch zu erfahren, dass ihr Vertrag um weitere zwei Jahre verlängert wurde. Die Finnin, eine Frau mit Witz und Esprit, bleibt Berlin also bis 2017 erhalten.

„Jetzt können wir neue Konzepte entwickeln, die wir in jedem Jahr weiter verfolgen werden“, freut sich Sutinen über die Planungssicherheit. „Wir haben die Möglichkeit, zu bestimmten Themen und Fragestellungen zu arbeiten. Und wir können unsere internationalen Netzwerke ausbauen.“ Dieses Jahr hat sie nur 18 Compagnies eingeladen (im Vorjahr waren es 25), doch dafür kommen größere Ensembles, wie schon länger gefordert wird. Schon das Programm 2014 war ein Statement Sutinens, die keinen dogmatisch verengten Blick hat, sondern die ganze Vielfalt des zeitgenössischen Tanzes zeigen möchte. Die 27. Ausgabe des Festivals (13. August – 4. September) im HAU trägt noch stärker ihre Handschrift. „Das zweite Mal ist schwerer, macht aber auch mehr Spaß“, sagt Sutinen.

Tradition und Moderne

Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Affinität zwischen bildender Kunst und Tanz. Erstmals wird es eine Retrospektive geben, die der britischen Choreografin Rosemary Butcher gewidmet ist. „Eine brillante Künstlerin, die bereits in Galerien aufgetreten ist, bevor es zum Trend wurde“, sagt Sutinen. "Und sie hat mit profilierten bildenden Künstlern und Filmemachern zusammengearbeitet." Von der 68-jährigen New-Dance-Ikone sind drei Performances zu sehen, etwa die Rekonstruktion des legendären „Scan“ von 1999. Außerdem wird Butcher, die auf eine fast 40-jährige Laufbahn als Choreografin zurückblicken kann, in der Akademie der Künste die Ausstellung „Memory in the Present Tense“ zeigen. Den Kunstbetrieb mit seiner Auswahl von Künstlern betrachtet Sutinen durchaus kritisch: Oft seien es Männer, die jünger sind als Butcher, die mit einer Retrospektive geehrt würden. Ihr Ziel ist es, selbst einen kleinen Kanon an Tanzstücken aufzustellen.

Ein weiterer Fokus liegt auf der wachsenden asiatischen Tanzszene. Präsentiert werden radikale Junge wie Geumhyung Jeong, die schräges Objekttheater macht, aber auch etablierte Compagnien wie das TAO Dance Theatre aus China. „Sehr schick und schön“, so Sutinen. Erstmals in Berlin zu erleben ist die Korea National Contemporary Dance Company. „Die neue Leiterin Ahn Aesoon arbeitete lange als freie Choreografin und hatte ihre eigene Truppe.“ Die aufwendige Produktion „Bul-ssang“ handele vom Konflikt zwischen Tradition und Moderne.

Eine Reise durch die Welt des Tanzes

Ein Novum ist, dass Sutinen auch Berliner Choreografen einbinden möchte. So legt „Tanz im August“ ein klares Bekenntnis zur hiesigen Tanzszene ab und zu Berlin als „einem der Zentren des zeitgenössischen Tanzes“, wie Sutinen sagt. Die lokalen Künstler bewegten sich alle im internationalen Kontext. Neben Deufert Plischke, die in Richtung eines neuen epischen Theaters arbeiten, sind mit Adam Linder und Isabel Lewis zwei junge Choreografen dabei. Eine größere Produktion steuert Constanza Macras bei, die in „The Ghosts“ mit älteren Artisten aus China zusammenarbeitet.

Das Festival lädt aber vor allem zu Entdeckungen ein und präsentiert zahlreiche Künstler, die hier kaum bekannt sind. Choreografen aus mehreren Generationen prägen das Programm. Sutinen lacht: „Ich habe nachgezählt, es sind genauso viele Frauen wie Männer dabei.“

Auch auf große Namen dürfen die Berliner sich freuen. Zur Eröffnung ist als Koproduktion ein Revival von „Available Light“ (1983) zu sehen, damals eine Zusammenarbeit dreier Avantgardisten, der Choreografin Lucinda Childs, des Architekten Frank O. Gehry und des Komponisten John Adams.

Eins ist klar: Virve Sutinen will dem Publikum so manches Licht aufstecken.

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