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Kultur: Feuer, Fantasie, Folkore

Intensität und unverhüllte Ehrlichkeit:  Das Quartet Lab im Konzerthaus.

Sie sind als Solisten international erfolgreich, aber gerade darum ist ihr Hunger nach musikalischer Kommunikation so groß. So treffen sich die beiden Geiger Patricia Kopatchinskaja und Pekka Kuusisto, die Bratscherin Lilli Maijala und der Cellist Pieter Wispelwey jährlich zu einer Arbeitsphase als Quartet Lab. Im Berliner Konzerthaus fasziniert auf Anhieb eine gemeinsame Sprache, die sich durch Intensität und unverhüllte Ehrlichkeit auszeichnet. Mozarts D-Dur-Divertimento erklingt in einer alle Stimmen bloßlegenden Transparenz, die sich an emotionalen Nervpunkten klangvoll verdichtet.

„Così fan tutte“ im Streichquartett: Ständig werden hier die Paare neu gemischt, ver- und entflechten sich Beziehungen, wird kokettiert und charmiert. Die Fantasie steckt auch im Detail von Beethovens „Quartetto serioso“ f-Moll op. 95: Von keinem Schönklang verkleistert wird es schonungslose Emotion, Schärfe, Aufschrei, ruhelose Bewegung – und lässt lyrischen Trost oder den federleichten Finaljubel umso stärker hervortreten.

Eingestreute Folklore und Improvisationen aus dem kulturellen Hintergrund der einzelnen Musiker beleuchten solche Standardwerke neu. So bringt etwa die Moldawierin Patricia Kopatchinskaja Béla-Bartók-Duos mit, die flüsternd und raunend oder in wilden Tanz ausbrechen. Der Finne Kuusisto trägt einen verrückten Countrysong bei, der Niederländer Pieter Wispelwey kann mit dem „Lamento“ aus Benjamin Brittens Cellosuite Nr. 1 sprechende Ausdruckskraft zeigen – und direkt zum 2. Streichquartett des in diesem Jahr gefeierten Komponisten übergehen: im Quartet Lab ist er bestürzend fantasiereich, klangsensitiv und in feuriger Gestik zu erleben. Isabel Herzfeld

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