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Kultur: Feuer und Erde

Denis Fischer singt in der Bar jeder Vernunft.

Blutgetränkt ist Spaniens Erde, die Guardia Civil führt Menschen ab, über den Köpfen leuchten Himmelszungen und „in der Ferne grunzt die Kirche“: Es ist der typische Lorca-Sound, den Denis Fischer in seinem neuen Programm „Deine Küsse sind wie Wespen“ in der Bar jeder Vernunft evoziert. Mit seinem Partner Carsten Sauer am Klavier hat der 34-Jährige Lieder auf Gedichte von Federico García Lorca geschrieben – Texte über die seelischen und körperlichen Wunden des Zigeunerlebens, Verse, die wissen um die Zerbrechlichkeit des Daseins.

Charakteristisch eingedunkelt ist Fischers Stimme, fast schon rauchig – was für ein Gegensatz zu diesem spindeldürren Körper, dem scharf geschnittenen Gesicht mit den flüchtigen Bartstoppeln und den schlankgliedrigen Fingern. Er inszeniert sich androgyn und männlich zugleich, das hat Charme und eine hintergründige Slacker-Erotik. Dennoch gerät der erste Teil für die Bar jeder Vernunft eigentlich zu ernst. Nach der Pause wird es lockerer, Fischer jetzt trägt knallrotes Rüschenhemd mit Stehkragen. Die Zigeunerthematik lässt ihn zwar nicht los, sie wird jetzt aber variiert in Liedern von Cher, Marlene Dietrich, Zarah Leander, auch einige Takte von Schuberts Winterreise klingen an. Zur Zugabe dann plötzlich Unterhemd, Sonnenbrille, schwarzer Hut, eine Wandlungsfähigkeit, die man gerne früher gesehen hätte. Fischer interpretiert „Dance Me To The End of Love“ seine Freundes Leonard Cohen, prompt wird die Stimme noch eine Spur teeriger. Zum ganz großen Entertainer fehlt ihm trotzdem etwas: der letzte Biss, auch eine gewisse Selbstverständlichkeit in der Kommunikation mit dem Publikum. Fischer will einfach nur singen, und zwar ambitionierte Texte, das macht ihn sympathisch. Ob es reicht, ist eine andere Frage. Udo Badelt

Wieder 2.-7. und 22.-28. Oktober

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