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Kultur: Feuerwerk auf Saiten

Konzert der Nationen im Schlosstheater

Wer zählt die Völker, nennt die Namen, die gastlich hier zusammenkamen? Elf waren es, die im barockgeprägten „Konzert der Nationen“ vorgestellt wurden. Italienische und französische Komponisten, von François Couperin über Jean-Philippe Rameau und Marin Marais bis hin zu Antonio Vivaldi, lieferten dazu die passenden Zutaten. Das 1986 vom Cembalisten Skip Sempé gegründete Ensemble „Capriccio stravagante“ stellte diesen Mix den Kennern und Liebhabern feinsinniger Kammermusik im Schlosstheater des Neuen Palais auf sehr spielleidenschaftliche Weise vor.

Aus der Couperinschen Suitensammlung „Les Nations“ spazierte die elegante, vornehme und schließlich auch tanzgraziöse Französin vorüber, gefolgt von der ernsthaften Piemonteserin und dem finalen Auftritt einer stolzen und temperamentvollen Spanierin. Musikalische „Versatzstücke“ sorgten dabei für die passenden Erkennungsmerkmale. Den Zauber dieser hochartifiziellen Klänge verbreiteten zwei Barockviolinen – von Sophie Gent und Tuomo Suni mit quasi schmelzend-mattiertem Goldglanz, aber nicht immer intonationsgenau im Zusammenspiel gestrichen –, Viola da gamba, deren Darmsaiten Josh Cheatham total unangestrengt zu virtuosem Klingen und wunderschönem Schwingen brachte, und ein Cembalo, dem der exzellente Cembalist Skip Sempé vorsaß. In wechselnden Besetzungen boten sie zwei kurzweilige Stunden lang Klangkost vom Feinsten.

Asketisch ging es nie zu. Sparsam war das Vibrato eingesetzt, um einen saftigen und softigen Sound zu erzeugen. A trois und a quattro wurde nichts zelebriert, sondern die Völkervielfalt höchst lustvoll zum Klingen gebracht. Kurzum: es war viel Seele in ihrem Spiel.

Auch bei der Wiedergabe von Vivaldis „La Follia“-Sonate d-Moll, auf einem iberischen Tanz basierend, brannten die Musiker ein Feuerwerk auf Saiten ab. Nicht weniger begeisternd das akkordrauschende, feurige, rhythmisch versierte, präzise und dennoch immer ein wenig verspielt wirkende Tastatieren von Skip Sempé. Sehr pointiert und pulsierend ließ er Gondoliere die Liebesinsel Delos ansteuern, skythische Krieger geschwind marschieren. Lieder afrikanischer Sklaven, peruanischer Inkas und eine Imagination der „Wilden“ Nordamerikas rundeten den vergnüglichen Ethnotrip ab.

Peter Buske

Peter Buske

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