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Film: Heiterkeit bei Hitler-Premiere

Dass Adolf Hitler Menschen zum Lachen bringen kann, hat Dani Levy mit seiner Auslegung des Führers bewiesen. Bei der Premiere in Essen sorgten vielfache Heiterkeitsausbrüche im Publikum für Stimmung.

Essen - Regisseur Dani Levy zeigte sich bei der Uraufführung seiner umstrittenen Hitler-Satire in Essen vor den Kameras sehr entspannt. "Dieser Film ist hundertprozentig das, was ich machen wollte, es gab dabei keine Tabus", sagte Levy. "Die Nationalsozialisten waren Menschen. Und ich zeige Menschen und keine Pappfiguren. Wir Deutschen haben mehr Selbstironie, als uns im Ausland manchmal zugetraut wird." Auch Hauptdarsteller Helge Schneider, der sich in den vergangenen Tagen von dem Film distanziert hatte, zeigte sich wieder versöhnlich. "Ich persönlich mag den Film zwar nicht so sehr, aber niemand sollte den Menschen vorschreiben, worüber sie lachen dürfen."

Vor allem Schneider und Sylvester Groth in seiner Rolle als Reichspropagandaminister Joseph Goebbels sorgten für Heiterkeitsausbrüche bei den mehr als 1000 Gästen der Premiere im Essener Traditionskino "Lichtburg". Unter den Gästen waren neben Schneider und Levy auch der scheidende WDR-Intendant Fritz Pleitgen und Rocklegende Wolfgang Niedecken von der Band BAP. Die Komödie "Mein Führer - Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler" kommt am Donnerstag mit 250 Kopien in die deutschen Kinos.

Bagatellisiert, verharmlost und verniedlicht

Zahlreiche Kulturvertreter hatten den Film bereits im Vorfeld hart kritisiert. In dem Streifen werde bagatellisiert, verharmlost und verniedlicht, sagte der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, dem Stadtmagazin "Journal Frankfurt". Levy stammt selbst aus einer jüdischen Familie. Der Dramatiker Rolf Hochhuth ("Der Stellvertreter") kritisierte den Film als "Verklärung" Hitlers und seiner Zeit. Hochhuth selbst hat eine Tragikomödie über den Diktator geschrieben, die am Samstag (13.1.) unter dem Titel "Heil Hitler" in Berlin uraufgeführt wird.

Ulrich Mühe ("Das Leben der Anderen") spielt in Levys Film den jüdischen Schauspieler Adolf Grünbaum, der Hitler auf eine Neujahrsrede zum Jahreswechsel 1944/45 vorbereiten soll. In zahlreichen Unterrichtsstunden enttarnt der Schauspieler den Diktator als einen vom Vater geschlagenen und zurückgewiesenen Schwächling, der beim deutschen Volk nach Anerkennung sucht. "Ich bin ein Krisenfall", sagt Hitler und vertraut sich seinem Lehrer mit Haut und Haaren an. Der lässt den Diktator im senfgelben Sportanzug Liegestütze machen und schielt dabei immer wieder auf eventuelle Mordwerkzeuge wie Brieföffner und Briefbeschwerer.

Im "Gräbele" bequem gemacht

Mühe spielt Grünbaum als zurückhaltenden, abwartenden Menschen. Immer schlechter kann er seiner ebenfalls in der Reichskanzlei untergebrachten Familie erklären, warum er Hitler nicht tötet, sondern Mitleid mit ihm hat. Am Ende muss er seinen kurzfristig sprachlos gewordenen Schüler bei der großen Rede vor dem Volk doubeln, und die Geschichte wendet sich noch einmal.

Levys Film lebt vor allem von witzigen Details. Da gibt es Hitlers Schäferhund Blondi, der brav die Pfote zum Hitlergruß hebt. Der Diktator schläft in einem irren Bett inklusive Reichsadler, versagt beim Beischlaf mit Eva Braun (Katja Riemann) aber komplett. Speer muss bei seinem vertraulichen Gespräch mit Hitler auf dem Marmor-Klo Platz nehmen, während der Führer in der Badewanne mit einem Kriegsschiff spielt. Alle Nazis haben extreme Schwierigkeiten mit ihren endlosen Ämterbezeichnungen und den vielen Formularen. Und als Hitler die Angst vollends übermannt, schlüpft er ins Bett der Grünbaums und macht es sich im "Gräbele" zwischen den jüdischen Eheleuten bequem. (Von Klaus Peters und Elke Vogel, dpa)

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