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Film: Play it again!

Zum Abschluss: Gondrys„Be Kind Rewind“. Mittendrin im Geschehen ist Hollywood-Star Jack Black.

Macht euer Zeug doch selbst! Das ist eine ungewöhnliche Aufforderung von jemandem, der davon lebt, dass wir ins Kino gehen, um sein Zeug zu sehen. Doch Michel Gondry ist ein Filmemacher mit Utopie. Wenn er in Paris an stillgelegten Kinos vorbeigeht, stellt er sich vor: Wäre es nicht schön, wenn die Nachbarschaft ihr Kino einfach selbst bespielte? Träumen kann schließlich jeder.

„Ich bin Bill Murray. Du bist alle anderen.“ Mike (Mos Def) und Jerry (Jack Black) aus Passaic, New Jersey sind zur kreativen Nachschöpfung gezwungen. Tags zuvor wollte Jerry das örtliche Kraftwerk sabotieren. Doch das Kraftwerk sabotierte ihn und er wurde magnetisch. Ahnungslos betritt er am Morgen danach den Videoverleih von Mr. Fletcher (Danny Glover) und löscht den gesamten Bestand. Der alte Mr. Fletcher ist verreist und hat den Laden, der VHS-Kassetten verleiht, seinem Angestellten Mike vertrauensvoll überlassen. Der befindet sich nun in arger Not: In wenigen Stunden will Mrs. Falewicz (Mia Farrow) „Ghostbusters“ ausleihen – und wehe, wenn sie das Chaos bemerkt. Denn Mrs. Falewicz ist eine Freundin von Mr. Fletcher.

Also nehmen sich Mike und Jerry eine Kamera und drehen den Film noch einmal. Dann „Rush Hour 2“. Dann „Miss Daisy und ihr Chauffeur“, „King Kong“, „2001“, „Men in Black“, und immer mehr Nachbarn helfen bei der Produktion. Nachgestellt wird nur, was sich im kollektiven Gedächtnis verankert hat. So entstehen kondensierte Guerilla-Filme mit sehr speziellen Spezialeffekten: eine Pizza Margherita wird zur Blutpfütze, Angeln und Lametta die Ionenstrahlen der Geisterjäger.

Mit „Be Kind Rewind“, der außer Konkurrenz zum Abschluss des Festivals lief, hat Gondry die eigene Methode verfilmt: Viele seiner verblüffenden Bildeinfälle in „Vergissmeinnicht“ und „Science of Sleep“ verdanken sich Spiegeltricks, Basteleien und optischen Täuschungen. In dieser Hinsicht hält der Film, was er verspricht: „Be Kind Rewind“ ist voller herrlicher Einfälle, besonders in einer atemberaubend virtuosen Montage, die das Dilettanten-Team bei der Arbeit an einem Dutzend Filme zeigt.

Doch so richtig zünden will der Film nicht, und das liegt daran, dass „Be Kind Rewind“ selbst ein kleines Rückspulmanöver macht: ein Handlungsstrang, in dem es um den drohenden Abriss des Gebäudes geht, spielt sich zunehmend in den Vordergrund. Aus der Komödie wird eine nostalgische Wiederaufnahme des alten Hollywood-Kinos im Stil von Frank Capra. So bleibt das Gefühl, dass aus dieser ausgezeichneten Idee mehr herauszuholen gewesen wäre. Trotzdem: „Be Kind Rewind“ macht Freude. Denn man weiß zwar, was kommt, aber eben nicht, wie Gondry es präsentiert. Stets hat der Franzose noch ein paar Tricks auf Lager. Überhaupt: Perfektion wäre ganz und gar unangemessen in einem Film, der vor allem eines ist – ein Manifest gegen den perfekten Film. Sebastian Handke

Heute 22.30 Uhr (International)

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