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Der mexikanische Regisseur Guillermo del Toro erhielt den Preis für den besten Film.

© dpa

Film "Shape of Water" siegt in Venedig: Ein Löwe für die Fantasie

Der Sieger wurde am Samstagabend begeistert gefeiert: Der Film "The Shape of Water" gewinnt in Venedig den Goldenen Löwen.

Ein außergewöhnlich gelungener Jahrgang, und zuguterletzt gewinnt der richtige Film. Das 74. Filmfest Venedig endete am Samstagabend mit Jubel im Palazzo del Cinema, als Jury-Präsidentin Annette Bening den Goldenen Löwen verkündet. Er geht an Guillermo del Toros Kalte-Kriegs-Melodram "The Shape of Water" mit Sally Hawkins in der Rolle einer Putzfrau, die sich im Forschungszentrum in eine angeblich bestialische Amazonas-Kreatur verliebt.

Eine Liebesgeschichte und zugleich ein hochpolitischer Film, eine Romanze mit Fantasy- und Thriller-Elementen, mit unmissverständlichen Anspielungen auf den Rassismus der fünfziger Jahre, mit Musical-Einsprengseln, Unterwasser-Poesie und einer hypnotisch-eleganten, schwebenden Kamera, die einen schon im Vorspann in Bann zieht. Guillermo del Toro beweist, wie Fantasie und Wirklichkeitssinn auf der Leinwand Hand in Hand gehen können. Bei der Gala widmete der mexikanische Regisseur seinen Löwen den jungen lateinamerikanischen Filmemachern, die das Fantasy-Genre voranbringen.

Dass Unterhaltung und Aufklärung, Autorenfilm und Publikumskino keine unüberwindlichen Gegensätze sein müssen, hatte der Wettbewerb der diesjährigen Mostra ohnehin unter Beweis gestellt. Die Jury, der unter anderem die Ungarin Ildikó Enyedi angehörte, die Gewinnerin des Goldenen Bären im Februar, hat ihre Preise entsprechend verteilt.

Schade, dass Frances McDormand leer ausging

Den starken Auftritt des US-Kinos würdigte sie außerdem mit dem Nachwuchsdarsteller-Preis für Charlie Plummer im stillen  Coming-of-Age-Drama "Lean On Pete" und mit dem Drehbuchpreis für Martin McDonaghs Provinztragikomödie "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri", dem Publikumsliebling am Lido. Auch in den italienischen Medien war der Gerechtigkeitsfeldzug einer trauernden Mutter als stärkste Konkurrenz zu "Shape of Water" gehandelt worden. Schade, dass Frances McDormand leer ausging: Die schlagfertigen Dialogsätze, die McDonagh für sie geschrieben hat, leben von ihrer Diktion, ihrer Mimik und Gestik. Die Coppa Volpi trägt ihre große Kollegin Charlotte Rampling im italienischen Film "Hannah" davon - so wird wenigstens eine nationale Produktion gewürdigt.

Die Starvehikel und Komödien gingen leer aus: George Clooneys Vorstadt-Satire "Suburbicon" und Alexander Paynes Science-Fiction "Downsizing", beide mit Matt Damon, erhielten keine Preise. Offenbar will die Jury das Augenmerk auf jene Filmkünstler lenken, die noch nicht jeder kennt, vor allem auf solche, die von den Marginalisierten und Diskriminierten, denen, die keine  Lobby haben.

Als bester Darsteller gewann keiner der US-Stars

Den Spezialpreis verlieh sie an den australischen Aborigine-Western "Sweet Country", Regisseur Warwick Thornton ist selber ein Aborigine. Gleich zwei Auszeichnungen gingen an Xavier Legrands Sorgerechtsdrama "Jusq’à la garde", für die beste Regie und für den besten Nachwuchsfilm. Und als bester Darsteller gewann keiner der US-Stars, weder Damon, noch Donald Sutherland, noch Woody Harrelson, sondern Kamel El Basha für seine Rolle als palästinensischer Bauarbeiter im libanesischen Nachbarschaftskriegsfilm "The Insult". Nur der Große Jury-Preis für Samuel Maoz’ Kriegs-und Trauerparabel "Foxtrot" kam überraschend. Am Lido hatte der Film des Löwengewinners von 2009 das Publikum gespalten

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