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Die Dokumentarfilmerin Alice Agneskirchner.

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Filmemacherin Alice Agneskirchner: Dokus, die das Leben ändern

Hier lang, da lang: Die Dokumentarfilmerin Alice Agneskirchner präsentiert Gitta Nickels Doku "Zwei Deutsche" im Arsenal.

Wer fragt sich das nicht manchmal: Wie wäre dein Leben verlaufen, wenn du damals das Auto genommen hättest und nicht den Zug? Wenn du nicht zu dieser Party gegangen wärst, du nicht zufällig diese Annonce gelesen hättest? Alain Resnais hat daraus mal einen fabelhaften Film gemacht, nach einem Theaterstück von Alan Ayckbourn: In „Smoking/No Smoking“ fächert er in zwölf Varianten auf, wie wer wen (nicht) getroffen hätte, nachdem Sabine Azéma diese eine Zigarette geraucht hatte – oder eben nicht. Wer zurückblickt, der registriert die Weggabelungen. Und staunt.

Für die Dokumentarfilmerin Alice Agneskirchner („Rauliens Revier“, „Ein Apartment in Berlin“) war Gitta Nickels Film „Zwei Deutsche“ so ein Momentum. Sie war 22, jobbte 1988 als Regieassistentin am Salzburger Landestheater, haderte mit ihrer Zukunft und sah auf Heimaturlaub in Bayern spätabends im Dritten (es gab nur drei Fernsehprogramme) Nickels Defa-Dokfilm über zwei deutsche Kindersoldaten und deren weitere Lebenswege in Ost und West. Das ist es, dachte Agneskirchner, Dokumentarfilmerin! Leute zum Erzählen kriegen, das kann ich! Auf einem Festival sprach sie die Defa-Filmerin Helke Misselwitz an, die erzählte Lothar Bisky, dem Chef der Potsdamer Filmhochschule, von der verrückten Münchnerin, der lud sie auf ein Gastsemester nach Babelsberg ein. Weil Agneskirchner dort aber unbedingt weiterstudieren wollte, beantragte sie die DDR-Staatsbürgerschaft. Aber dann fiel die Mauer ...

Am Montag, den 2.5., wird sie Nickels biografischen Systemvergleich erstmals wiedersehen: Agneskirchner präsentiert den Film neben zwei Defa-Arbeiten von Peter Voigt, „Stein schleift Schere“ (1986) und „Knabenjahre“ (1989), ab 19 Uhr im Arsenal – in der Reihe „Die Defa-Stiftung präsentiert“, zum baldigen 70. Geburtstag der Defa. Hier lang, da lang: Nicht auszudenken, sagt Agneskirchner heute, wenn sie damals tatsächlich das Land gewechselt hätte. Einfach so, ohne Rückfahrkarte, aus Liebe zum Film.

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