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Die Goldene Palme des Filmfestivals Cannes geht in diesem Jahr an den türkischen Film „Winter Sleep“ von Nuri Bilge Ceylan.

© AFP

Update

Filmfestival Cannes - die Gewinner: Goldene Palme für Nuri Bilge Ceylans „Winter Sleep“

Triumph für die Türkei, schöner Trost für andere: Die Jury des 67. Filmfestivals von Cannes hat umsichtig entschieden, meint Jan Schulz-Ojala. Wer welchen Preis abstaubte, lesen Sie hier.

Nein, es gab diesmal keinen „Amour“ von Michael Haneke und auch keinen „Blau ist eine warme Farbe“ von Abdellatif Kechiche, auf den sich die Cineasten schon während des laufenden Internationalen Filmfestivals von Cannes in Sachen Goldene Palme jubelnd geeinigt hätten. Ebensowenig stritt man so leidenschaftlich, dass die schließlich denn doch von der Jury eindeutig zu vergebende Top-Trophäe die Filmfans in gegenerische Lager hätte teilen können.

Vielmehr fanden sich unter den 18 Wettbewerbsfilmen eine Handvoll allseits als höchst honorig empfundene Kandidaten ein – und insofern geht die Goldene Palme für den bereits in Cannes mit kaum minderen Ehren ausgezeichneten türkischen Regisseur Nuri Bilge Ceylan absolut in Ordnung. Vor allem wird sie fraglos helfen, den 196 Minuten langen Film „Winter Sleep“ über einen zynischen Ex-Schauspieler und Hotelier in Kappadokien, der sich sehr final zu ein wenig Altersdemut hinbequemt, auch am Kinomarkt durchzusetzen.

Ansonsten versorgte die Jury unter Jane Campion die weithin freundlich mitfavorisierten Filme von Mike Leigh, Andrei Swaginzew und Xavier Dolan immerhin mit feinen Nebenpreisen. Und als eher geringe Sensation darf gelten, dass der mit einem erratischen 70-Minüter ebenfalls im Wettbewerb angetretene 83-jährige Jean-Luc Godard auch bedacht wurde, wobei geteilte Bronze als salomonisches Urteil besticht: Die ziemlich solo begeisterten Franzosen mögen sich so zumindest teilbefriedet zeigen, die überwiegend befremdeten internationalen Beobachter nehmen den halben Preis der Jury als stets verdiente Auszeichnung für den Altmeister des Autorenkinos.

Was denn doch freut, weil überrascht: der Große Jury-Preis, mithin Silber, für die junge Italienerin Alice Rohrwacher. In ihrem sensiblen Film „Le meraviglie“ (Die Wunder) über den Alltag einer Aussteiger-Familie in der Toscana experimentiert sie viel weniger lautstark als der junge Kanadier Xavier Dolan mit den Mitteln des Erzählkinos – ein schönes Wunder, wenn er eines Tages auch in die deutschen Kinos käme.

Die Preisträger in der Übersicht:

GOLDENE PALME

"Winter Sleep“ von Nuri Bilge Ceylan (Türkei)

GROSSER PREIS DER JURY

"Le meraviglie“ von Alice Rohrwacher (Italien)

PREIS DER JURY

„Mommy“ von Xavier Dolan (Kanada) und „Adieu au langage“ von Jean-Luc Godard (Schweiz/Frankreich)

REGIE

Bennett Miller für „Foxcatcher“ (USA)

DREHBUCH

Andrei Swaginzew und Oleg Negin für „Leviathan“ /Russland)

BESTE SCHAUSPIELERIN

Julianne Moore in „Maps to the Stars“ von David Cronenberg (USA)

BESTER SCHAUSPIELER

Timothy Spall in „Mr. Turner“ von Mike Leigh (Großbritannien)

BESTER ERSTLINGSFILM

„Party Girl“ von Marie Amachoukeli, Claire Burger und Samuel Theis (Frankreich)

FIPRESCI-KRITIKERPREIS

„Winter Sleep“ von Nuri Bilge Ceylan

PREISE DER NEBENREIHE „UN CERTAIN REGARD“

„Feher Isten“ von Kornel Mundruczó; Sonderpreis für „The Salt of the Earth“ von Wim Wenders und Juliano Ribeiro Salgado

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