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Julie Gayet spielt die Chansonsängerin Silvie.

©  Film Kino Text

Filmkomödie: Herz in Flammen

Ein komödiantischer Bewerbungsfilm für die Aufnahme Serbiens in die EU: In „Rendezvous in Belgrad“ werden die romantischen Qualitäten der Stadt angepriesen. Mitreißend ist allerdings nur die letzte der fünf Episoden.

Auf dem Balkan gilt die Mitgliedschaft in der EU immer noch als erstrebenswertes Ziel – egal wie tief die Gemeinschaft derzeit in der Krise steckt. Kroatien wird im Sommer aufgenommen. Und auch Serbien möchte beitreten, ist davon allerdings noch sehr weit entfernt. Derzeit gibt es noch nicht einmal einen Termin für Aufnahmeverhandlungen.

Zur Überbrückung der Wartezeit hat der serbische Regisseur Bojan Vuletic nun eine Art komödiantischen Bewerbungsfilm gedreht, der die romantischen Qualitäten seiner Heimatstadt Belgrad herausstreicht. Vier Mal trifft in „Rendezvous in Belgrad“ eine Bewohnerin oder ein Bewohner auf eine ausländische Besucherin oder einen Besucher der Stadt. Leider holpert bereits die erste Geschichte um die französische Sängerin Silvie (Julie Gayet) und ihren jungen serbischen Fahrer Stefan (Mako Janketic) gewaltig. Die von Liebeskummer gebeutelte Musikerin ist von Beginn an in einem überkandidelten Modus, der bald ziemlich nervt. Als sänge sie unentwegt ein und denselben Ton.

In den ersten drei Geschichten sind jeweils die Frauenfiguren aktiver und dominanter als ihre männlichen Gegenüber. Im Macho-Land Serbien eigentlich eine spannende Konstellation. Doch leider schlägt Regiedebütant Bojan Vuletic, der das Drehbuch zusammen mit Stefan Arsenijevic schrieb, daraus keinerlei dramaturgische Funken. Schön hingegen seine Idee, zwischen den Episoden Chöre in die Szenerie zu stellen und sehnsüchtige Liebeslieder singen zu lassen. So schmachten mal 13 Stewardessen ihren Geliebten an, mal klagt eine Zimmermädchen-Belegschaft ihr Herzensleid, mal tritt ein Gefangenenchor auf.

Die letzte und stärkste Episode, ein Mini-Roadmovie, leitet ein singender Straßen-Bautrupp ein. Eine Belgrader Polizistin (Hristina Popovic) und ihr Zagreber Kollege (Leon Lucev) sind in Begleitung einer Wagenkolonne unterwegs zu ihrer Hochzeit. Die ausgelassene Stimmung kippt, als er seiner Braut ein Geheimnis beichtet. Das ist mitreißend, der Ton und das Timing stimmen. Mehr davon hätte „Rendezvous in Belgrad“ gut getan.

In Berlin im B-ware Ladenkino, Babylon Mitte, Eiszeit, Krokodil (alle OmU)

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