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Hier nicht ganz im Bilde: das präsentable Sixpack von Sean Penn. Ansonsten macht der neue Streifen keine sonderlich gute Figur.

© dpa

Filmkritik "The Gunman": Zeig her dein Sixpack

Action mit Anspruch: In „The Gunman“ versucht Sean Penn den knallharten Killer Jim Terrier zu spielen, der aus dem Gewerbe aussteigen und sich zur Ruhe setzen will. Scheitern tun sie leider beide.

Er hat es schon einmal getan: 2008 nahm Regisseur Pierre Morel einen alternden Schauspieler – Liam Neeson – und verwandelte ihn in einen Action-Star. „Taken“ (auf Deutsch „96 Hours“) hieß der kernige Streifen – und funktionierte gut, weil er eine krude Mischung aus amerikanischen und europäischen Klischees bot, zusammengehalten von ultrabrutalen Martial-Arts-Szenen und einer eingehenden, simplen Rache-ist-Blutwurst-Handlung.

Jetzt versucht sich Morel an einer Neuauflage dieses Erfolgsmodells. Diesmal mit Sean Penn, 54 Jahre alt, zweifacher Oscar-Gewinner und seit Kurzem Besitzer eines ungewöhnlich gut ausgebildeten Sixpacks, das er der Welt gerne zeigen möchte. Das hätte klappen können, wenn sich Morel und Penn als Vorlage nicht ausgerechnet einen den besten europäischen Thriller aller Zeiten ausgesucht hätten, um ihn nun auf ein stumpfes Action-Drama herunterbrechen. Die Buchvorlage stammte von Jean-Patrick Manchette. Sie erschien als letzter vom Autor abgeschlossener Roman 1981 und drehte sich um einen wort- und gefühlskargen Killer, der nach zehn Jahren aus seinem Job aussteigen und wieder ein bürgerliches Leben führen will.

Die Verfilmung von 1982 – langweilig, die aktuelle – überdreht und aufgepropft

Manchette legte die Geschichte als Thriller auf der Grundlage des Behaviorismus an. Radikal und ohne Einfühlungsvermögen machte er seine Figuren zu traurigen Gestalten, bei denen selbst Ironie reine Zeitverschwendung war. Schon 1982 gab es unter dem Titel „Le Choc“ eine Filmadaption des schmalen Romans mit Alain Delon und Catherine Deneuve, die leider äußerst langweilig war.

Kaum besser machen es 30 Jahre später Pierre Morel und Sean Penn. Der Held Jim Terrier ist hier ein Killer, der im Auftrag einer globalen Firma im Kongo einen Lokalpolitiker tötet und zehn Jahre später in das Land zurückkommt, um Wiedergutmachung zu leisten. Allerdings gerät er plötzlich selbst ins Zentrum einer Attacke. Die Spur führt nach London, wo Terrier seinen alten Kumpel Stanley aktiviert (Ray Winstone, mit dem breitesten Cockney-Englisch seiner Filmkarriere), dann weiter nach Barcelona. Hier trifft Terrier auf Felix (Javier Bardem, der immer noch im „Skyfall“- und „Counsellor“-Modus ist), den früheren Anführer der Killertruppe. Er hat inzwischen Terriers große Liebe Annie (Jasmine Trinca) geheiratet.

Wie ein Dackelkopf auf einem Kampfhundkörper

Bis hierhin ist alles gut, aber spätestens mit der Flucht aus Felix’ Landhaus beginnt der Film sich nur noch um sich selbst zu drehen – und das genau zwei Mal zu viel. Will „The Gunman“ nun ein reines Action-Vehikel für Sean Penn sein? Das wäre ja in Ordnung, aber bei Penn geht es eben nicht ohne politischen Anspruch und der wirkt hier so aufgepfropft wie ein Dackelkopf auf einem Kampfhundkörper. Selbst das Theatergenie Mark Rylance und der großartige Idris Elba – beide in verschenkt kleinen Nebenrollen – reißen hier nichts mehr. Und über das Finale in einer Stierkampfarena decken wir mal den gnädigen Mantel des Schweigens, okay?

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