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Sean Connery

© dpa

Filmstars: Sean Connery veröffentlicht Autobiografie

Vergessen ist James Bond, Sean Connery hat sich für eine neue Rolle beworben: Als König von Schottland. Pünktlich zu seinem 78. Geburtstag erscheint die Autobiografie des Schauspielers und Frauenhelden.

Mit seiner Autobiografie enttäuscht Filmlegende Sean Connery zwar alle Bond-Fans auf der Suche nach Enthüllungen eines knallharten Sexsymbols. Dafür entzückt er mit "Being a Scot" sicherlich das Fremdenverkehrsamt Schottland: Denn das Werk liest sich eher wie ein ausführlicher Kulturreiseführer für Schottland-Freunde als die Lebensgeschichte eines Superstars.

Seinen Werdegang reißt Connery nur in den ersten Kapiteln an, die sowohl seine Kindheit in Edinburgh in ärmsten Verhältnissen als auch seinen "Aufstieg" zum Milchjungen mit eigenem Pferdekarren beschreiben: "Ein Pferd nur für mich. MICH! Ich konnte es nicht fassen", schreibt der heutige Multimillionär Connery.

Jobs als Sargpolierer und Aktmodell

Anschließend jobbte der noch unentdeckte Star als Sargpolierer und Aktmodell, versuchte es als muskelbepackter Mr. Universe ("ich habe nie einen Preis gewonnen") sowie als Matrose mit "Mum and Dad"-Tattoo und träumte von einem Leben als Fußballer. "Ich wollte arbeiten, Geld verdienen und Fußball spielen", schreibt Connery. "Ich hatte keine Ambitionen, Schauspieler zu werden - es waren nur das Geld und der Spaß, die mich süchtig machten."

Um als Schauspieler erfolgreich zu werden, griff er zu Büchern und verschlang sie reihenweise - erstaunlich, dass er mit 13 von der Schule abgegangen war. "Ich erinnere mich, dass ich mich fragte, wie man einen intelligenten Menschen spielen kann, wenn man dumm ist", erklärt Connery.

Liebeserklärung an Schottland statt an seine Ehefrauen

Fortan beweist er in langatmigen Kapiteln, dass er genau das nicht ist: Er zitiert Shakespeare, Voltaire und Dante, bespricht schottische Bauwerke so kenntnisreich wie ein Architekturkritiker und handelt die Geschichte schottischer Ruinen ab. Wer dabei nach Schmankerln aus den beiden Ehen des Stars fahndet, den wird allenfalls ein doppelseitiges Foto interessieren, auf dem der Po- Ansatz von Connerys zweiter Frau Micheline zu erahnen ist - im Text ist allerdings von deren Liebe zur Kunst die Rede.

Nicht nur der Sex- auch der Agentenfaktor kommen bei all den schottischen Liebeserklärungen etwas zu kurz. Ganze 150 Seiten muss der 007-Fan durchhalten, bis das Zauberwort "Bond" fällt. Allerdings nur nebenbei, wenn Connery erzählt, dass ihn der Film "The Hill" im Jahre 1965 aus einer gewissen "Bond-Müdigkeit" gerettet hat. Gegen Ende des Buches bezieht er sich dann nochmals auf die Agentenrolle: Diese habe ihm schließlich das Golfspiel nahe gebracht, das er seit "Goldfinger" leidenschaftlich betreibt. Wenige Zeilen später ist Connery allerdings schon dabei, den schottischen Ursprung des Elefantenpolos zu belegen.

Deutsche als Vorbilder

Connery versucht, der Welt über 300 Seiten zu beweisen, dass seine Landsmänner die Urväter unzähliger Wunderwerke sind. Ausgerechnet Deutschland findet dabei besonders oft Erwähnung: Dort, wo die Schotten versagen, dienen die Deutschen als Vorbild. So verehrten die Bundesbürger den schottischen Architekten der Staatsgalerie Stuttgart, James Stirling, was ihm in seiner Heimat nie gelang. Und im Gegensatz zum Ruhrgebiet würden die schottischen Industriedenkmale nicht ausreichend gewürdigt. Deutsche Leser werden das mit Aufmerksamkeit notieren, wenn die Übersetzung "Mein Schottland, mein Leben" im Frühjahr 2009 bei Ullstein erscheint.

Es wirkt, als wolle der Schauspieler mit dem Werk, das er zusammen mit dem Filmemacher Murray Grigor geschrieben hat, beweisen, dass er die Identifikation mit seiner Rolle als Bond satthat. Stattdessen präsentiert er sich nicht nur als Experte in schottischer Geschichte sondern vor allem als Patriot. Schließlich brennt Connerys Herz für seine Heimat - nicht umsonst engagiert er sich seit Jahren für die Schottische Nationalpartei, die die Unabhängigkeit Schottlands von Großbritannien anstrebt. Als König würde der Ex-Bond dann wahrscheinlich gar keine schlechte Figur machen.

(Sean Connery mit Murray Grigor: Being a Scot, Weidenfeld & Nicolson, The Orion Publishing Group; 20 Pfund; 300 Seiten.)

Annette Reuther[dpa]

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