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© x-Filme

Filmstart: Sommer vor der Tür

Ein Problem namens Leben: Der Film „Märzmelodie“ erzählt von gescheiterten Existenzen, die durch Singen aus ihrem trostlosen Alltag ausbrechen. Ein Berliner "Losical", das teilweise unfreiwillig ins Komische abdriftet.

Eigentlich ist Thilo Schauspieler. Valerie ist Mutter, und Anna liebt ihren Lehrerberuf – eigentlich. Leider nur kommt bei allen etwas dazwischen. Statt der ersehnten Traumrolle hat Thilo einen Job beim Telefonmarketing bekommen. Valerie verleugnet ihr Kind, weil sie als Mutter keine Arbeit findet, und Lehrerin Anna treiben ihre Schüler an den Rand des Nervenzusammenbruchs. Die Figuren im Film „Märzmelodie“ haben viele kleine Probleme und ein großes gemeinsames. Man könnte es schlicht das Leben nennen.

Das verdirbt ihnen aber nicht die Laune. Wenn mal wieder etwas gehörig schiefgeht, singen sie einfach ein Lied. Das Ungewöhnliche: Die Schauspieler singen nicht wirklich. Wenn sie den Mund aufmachen, meist, weil es gerade tragisch wird, ertönt eine Originalstimme der deutschen Musikgeschichte. Die Liedzeilen hat sich Regisseur Martin Walz im Archiv der deutschen Popgeschichte ausgeliehen – von Zarah Leander über Westernhagen und Rio Reiser bis hin zu Nena und Element of Crime. Der Regisseur als DJ, der mit Zitaten jongliert: Das geht mal gut und mal total daneben. Dann wird die Tragik nicht entschärft, sondern kippt ins unfreiwillig Komische. Jana Pallaske etwa will man nicht mit der Stimme von Nena hören. Sie besitzt eine eigene.

Die Musikzitate vermögen nicht an die abgerissene Tradition des deutschen Musikfilms anzuknüpfen. Immerhin aber rufen sie ihn in Erinnerung. „Märzmelodie“ hinterlässt einen daher etwas ratlos: Zum Musical fehlt ihm die Oberflächlichkeit, für ein Drama sind die Geschichten zu heiter. Vielleicht handelt es sich ja hier auch um ein neues Genre, eines, das nur in Berlin entstehen kann: ein Losical.

Der Film kommt zum Start der Berlinale ins Kino, er spielt in Berlin und handelt schon im Winter vom Frühling. Mit Jan Henrik Stahlberg („Muxmäuschenstill“) und Alexandra Neldel („GZSZ“, „Verliebt in Berlin“) sind die Hauptrollen an zwei Ikonen der neuen deutschen Natürlichkeit vergeben. Offenkundig will die Produktionsfirma X-Filme so an den Überraschungserfolg „Sommer vorm Balkon“ im Winter vor zwei Jahren anknüpfen. Nun macht eine Schwalbe bekanntlich noch keinen Sommer. Aber eine Frühlingsbrise im Februar ist auch nicht zu verachten.

Ab Donnerstag in den Kinos

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