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Kultur: Fingerfertig

Harfenist Xavier de Maistre im Konzerthaus Berlin.

Muss es immer Mozarts „Konzert für Flöte und Harfe“ sein, wenn ein talentierter und kreativer Harfenist sich virtuos austoben will? Im ausverkauften Konzerthaus präsentiert Xavier de Maistre seine eigene Bearbeitung des Klavierkonzerts F-Dur KV 459, dem der Meister 1784, zu Beginn seiner noch vom Erfolg der eigenen Virtuosität getragenen Wiener Zeit, eine ganz besondere Balance zwischen Solist und Orchester eingeschrieben hat. Dem brillanten Tasteninstrument steht ein farbiger, von Horn und Fagotten voluminös gehaltener Orchestersatz gegenüber. Die wunderbare Academy of St. Martin in the Fields spielt mit äußerster Diskretion, doch ein gleichberechtigtes Dialogisieren wie im Original will sich nur ansatzweise einstellen. Dabei setzt der fingerfertige Franzose all seine stupenden Fähigkeiten ein: flüssiges, elegantes Spiel, eine erstaunliche dynamische Palette, größtmögliche Kantabilität. Zeitweilig erinnert der differenzierte Harfenton an einen Hammerflügel. Dass im Finale einige Passagen doch etwas unsauber geraten, lässt die horrende Ausführungsschwierigkeit dieser Übertragung ahnen.

Wie anders dagegen das Concertino für Harfe und Streichorchester e-Moll von Elias Parish Alvars! Der englische Virtuose, auch als „Liszt der Harfe“ bezeichnet, hat seinem Instrument alles auf den Leib geschrieben. Mühelos gelingen ihm Figurationen, die an die Zeitgenossen Chopin oder Johann Nepomuk Hummel erinnern. Hier bringt Maistre seinen Part zum Glitzern und Leuchten, erreicht mit der seidigen Streicherumhüllung der Academy – ohne „störende“ Mozart-Bläser! – delikate Verschmelzungen.

Dann darf das Orchester selbst Virtuose sein: In Edward Elgars „Introduktion und Allegro“ op. 47 erheben sich zarte Linien eines Streichquartetts, zumal der Solo-Bratsche, aus dem pastosen Streicherteppich, durchmessen weite Ausdrucksräume: aufschäumendes Pathos, sanfte Elegie. Und Mozarts Schlusspunkt der Sinfonie G-Dur KV 129 beweist einmal mehr auch im knappen, divertimentoartigen Format, welch zündende Funken auch aus den weniger vielschichtigen Partituren der Salzburger Zeit zu schlagen sind. Isabel Herzfeld

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