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Kultur: Flagge zeigen

Die Anschläge vom 11. September haben auch beim Goethe-Institut Inter Nationes zu Modifikationen Anlass gegeben.

Die Anschläge vom 11. September haben auch beim Goethe-Institut Inter Nationes zu Modifikationen Anlass gegeben. Da das Defizit im Dialog mit der islamischen Welt schmerzlich bewusst geworden ist, sollen die Kontakte mit islamischen Ländern verstärkt - und mehr als bisher bei Meinungsverschiedenheiten eigene Positionen bezogen werden. Peter Sötje, im vierköpfigen Goethe-Vorstand zuständig für die Regionen Naher Osten, Subsahara und Südostasien, benutzt das englische Wort outspoken, um den Unterschied zur bisher gepflegten Zurückhaltung zu charakterisieren.

Das betrifft zuvörderst die unterschiedlichen Wertvorstellungen und die Menschenrechte. "Es gab in unserer Arbeit eine latente Neigung zum Wertrelativismus", räumt Sötje im Gespräch ein. Es sei gängig gewesen, die Position zu übernehmen, Menschenrechte seien "ein eurozentristisches, kulturimperialistisches Konzept", das gegen nichtwestliche Positionen "instrumentalisiert" werde. Doch sei die Arbeit des Goethe-Instituts "wertorientiert", diese Ausrichtung solle künftig deutlicher vertreten werden.

Mit dem Deutschen Pen-Club und dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat das Goethe-Institut einen "Orient-Pakt" geschlossen. Nach dem Vorbild entsprechender Maßnahmen in Mittelost- und Osteuropa sollen 20 Lesesäle eingerichtet werden, mit deren Hilfe die verbreitete Gleichsetzung der islamischen Welt mit dem Nahen Osten und den arabischen Ländern aufgebrochen werden könnte. Die drei größten islamischen Länder, wie Sötje betont, sind von der Zahl der Gläubigen her Indonesien, Indien und Pakistan - auch der Iran zählt bekanntlich nicht zur arabischen Welt.

Der Iran war im vergangenen Jahr Schauplatz eines "deutschen Kulturmonats". Die dort gewonnenen Erfahrungen unterfüttern die Akzentverschiebung. Das betrifft auch die möglichen Gesprächspartner. Statt wie bisher bevorzugt mit Dissidenten zu diskutieren, gilt es, "auch Leute zu identifizieren, die unentschieden sind, ohne dem konservativen Lager zuzugehören."

Die in arabischer Sprache erscheinende - und "außerordentlich beliebte" - Zeitschrift Fikrum wa Fan soll künftig auch in Farsi, der Nationalsprache des Iran, sowie in Englisch publiziert werden. Englisch ist wichtig, um die islamische Bevölkerung des indischen Subkontinents und die einflussreiche islamische Diaspora etwa in Großbritannien zu erreichen. Neben den rein künstlerischen Themen will sich die Zeitschrift stärker auch politischen Themen widmen, um ihren Lesern "Anschluss an unsere wichtigsten Diskussionen zu ermöglichen".

Neue Pläne trotz gekürzter Mittel? Sötje lässt Kritik an Außenminister Joschka Fischer anklingen, aus dessen Etat der Löwenanteil des Haushalts fließt. Stets sei die Rede davon, "das krisenpräventive Potenzial der Auswärtigen Kulturpolitik zu nutzen". Fischer "betont das vor der Uno-Vollversammlung, aber vergisst es zu Hause". Von den "Antiterror-Mitteln" der Bundesregierung in Höhe von rund 115 Millionen Euro seien bislang nur fünf Millionen Euro für Kultur vorgesehen.

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