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Kultur: Fleißig wie nie

sucht gute Begleitung in Berlin Es ist der Herbst der verdienten Ehrungen. Gleich zwei Großmeister, Ost und West, werden zur Zeit mit Retrospektiven gefeiert: Bernhard Heisig und Jörg Immendorff.

sucht gute Begleitung in Berlin Es ist der Herbst der verdienten Ehrungen. Gleich zwei Großmeister, Ost und West, werden zur Zeit mit Retrospektiven gefeiert: Bernhard Heisig und Jörg Immendorff. Beide haben in diesem Jahr einen runden Geburtstag gefeiert. Und bei beiden ist es trotz Krankheit oder Alter Beweis unermüdlichen Schaffens. Jörg Immendorff , gerade 60 geworden, leidet an der unheilbaren Nervenkrankheit ALS – und bekennt, so kreativ zu sein wie nie. Wie er, der inzwischen gelähmt im Rollstuhl sitzt, überhaupt noch malen könne, fragte sich mancher angesichts der Immendorff-Ausstellung „Male Lago“ in der Neuen Nationalgalerie. Die Antwort findet sich bei Contemporary Fine Arts (Sophienstr. 21, bis 12. November). Immendorff entwirft seine Gemälde am Computer. Was dabei herauskommt, sind Reminiszenzen an frühere Arbeiten – und eine anrührende Auseinandersetzung mit der eigenen Hinfälligkeit. Da lauert der Tod bedrohlich über einem siamesischen Paar („Ohne Titel, 2005, 78000 Euro), ein streichholzschmaler Mann stiehlt sich aus dem Bild („Ohne Titel, 2005), es tropft der „Angstschweiß eines am Diesseits orientierten Bürgers“ (2004, 160000 Euro) und die „Malerei“ macht sich auf roten Beinen davon (2005).

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Beim 80-jährigen Bernhard Heisig liegt die Sache etwas anders. Die Retrospektive, die zuvor in Leipzig und Düsseldorf zu sehen war und nun am 22. Oktober im Gropius-Bau eröffnet, ist eine fällige Wiedergutmachung nach den Streitereien um die künstlerische Ausgestaltung des Reichstags. Und natürlich lassen sich auch Heisigs Berliner Galerien nicht lumpen: Bei Brusberg gibt es „Dies und das“ (Kurfürstendamm 213, bis 28. Januar), ein reiches Potpourri der vergangenen 35 Jahre, darunter, für Heisig eher ungewöhnlich, eine grell leuchtende Landschaft („Maler im Kornfeld“, 2005) sowie Illustrationen zu Anna Seghers Roman „Das siebte Kreuz“ (1984/85), flankiert durch das kabinetthaft eindringliche Bild „Der Gejagte“ (1995). Die Galerie Berlin , das Ostberliner Pendant, bietet begleitend zur Retro „Die Lust der Bilder“ (Auguststr. 19, bis Januar 2006).

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Noch nicht genug: Auch andere Museumsausstellungen finden derzeit beste Begleitung durch Berliner Galerien. Passend zur Brücke-Jubiläumsausstellung in der Berlinischen Galerie zeigt die Galerie Michael Haas wunderbare Lithographien von Ernst Ludwig Kirchner , darunter das apokalyptische „Eisenbahnunglück“ von 1914 (Niebuhrstr. 5, bis 3. November, alle verkauft). „Der private Picasso“ in der Neuen Nationalgalerie wird flankiert durch eine Ausstellung von Picassos Keramiken und Graphiken bei Schön und Nalepa (DomAquaree, bis 12. November). Sage keiner, es gäbe keine Zusammenarbeit zwischen Berlins Museen und Galerien.

Christina Tilmann

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