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Kultur: Flyer, die die Welt bedeuten

KUNST

Hiroko Tanahashi ist Mediendesignerin und entwirft die Flyer des „post theater“, das sich auch gerne hochgestochen „Multi-Media-Performance Netzwerk“ nennt. Die Performances der internationalen Theatergruppe beginnen nicht erst, wenn der Vorhang sich hebt, im Grunde fangen sie schon mit dem sie ankündigenden Flyer an, der beim Publikum Neugier und Erwartungen wecken soll. Flyer sind in den letzten Jahren in den Stand von Kunstobjekten gehoben worden, mit denen sich Museen und wissenschaftliche Arbeiten auseinandersetzen. Eine Ausstellung in der Galerie Laura Mars Grp. (Sorauerstr. 3, Kreuzberg, bis 6. Juni, tgl. 12-19 Uhr) präsentiert jetzt die Entstehungsgeschichten von acht Flyern, die Tanahashi für das post theater entworfen hat, von der ersten Originalzeichnung bis zur in geringer Auflage gedruckten Postkarte.

In ihren Serien erzählt die aus Japan stammende Tanahashi kurze, fantastische Traumgeschichten, die die Theaterstücke zunehmend abstrahieren und verdichten. Beim Flyer zu Penal/Colony, einem Stück nach Kafkas „Strafkolonie“, zeichnet sie zu Beginn eine von Eggen gemarterte Figur, was ziemlich eindeutig ist. Sechs Postkartenbilder weiter, auf dem tatsächlichen Flyer, ist dann aber eine Digital-Kamera zu sehen, in deren Bildschirm Kafkas Foltermaschine schemenhaft angedeutet ist. Tanahashis Flyer erheben sich somit über ihre Funktion als bloße Werbung und sind tatsächlich als eigenständige Kunstwerke zu bezeichnen. Trotzdem bleibt zu fragen, ob der große Andrang, der bei der Vernissage herrschte, nicht doch eher dem leckeren Sushi zu verdanken war, das kostenlos verteilt wurde und laut Tanahashi „viel schwieriger zu machen“ ist als ein Flyer.

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