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Kultur: Forscherfrühling: Den Deutschen auf der Spur

Deutschland möchte untersucht werden, und dazu bringt die Berliner American Academy zweimal im Jahr neue Fellows ins Land. Hochqualifizierte Forscher aus Amerika, voller Enthusiasmus für ihr Forschungsobjekt, mit jener Freude, die Ärzte beim Anblick ihres Patienten erfüllt.

Deutschland möchte untersucht werden, und dazu bringt die Berliner American Academy zweimal im Jahr neue Fellows ins Land. Hochqualifizierte Forscher aus Amerika, voller Enthusiasmus für ihr Forschungsobjekt, mit jener Freude, die Ärzte beim Anblick ihres Patienten erfüllt. Margaret Anderson, Historikerin aus Berkeley, stattet der Pathologie der deutschen Geschichte einen Besuch ab, um die Rolle Deutschlands bei den Massakern in Armenien Anfang des letzten Jahrhunderts zu untersuchen, während sich James Sheehan von der Stanford University der europäischen (und besonders deutschen) Verknüpfung von Gewalt mit der Etablierung staatlicher Souveränität nachgehen wird. Caroline Fohlin vom California Institute of Technology macht sich ans zentrale Nervensystem und überprüft die Rolle deutscher Großbanken als finanzpolitische Ordnungsmacht. Christoph Wolff, Musikprofessor aus Harvard, wird die umfangreiche Archivsammlung der Berliner Sing-Akademie beforschen, die in Kürze aus Kiew zurück nach Deutschland überführt wird. Kathleen Conzen, Historikerin aus Chicago und seit langem schon mit deutschen Immigranten in den USA beschäftigt, kehrt als Fellow nach Berlin zurück, wo sie Anfang der 80er Jahre an der FU gelehrt hat. Hillary Brown, Architektin im Dienste der Stadt New York, will in Berlin grüne Bauansätze kennenlernen (und nach Amerika exportieren). "Poet in residence" für das Frühjahr ist Ellen Hinsey, Amerikanerin aus Paris. In einigen Wochen wird zusätzlich der bekannte Künstler Alex Katz in Berlin erwartet. Auch jene Fellows, die schon seit September an der American Academy zu Gast sind, bleiben ihren Forschungsobjekten weiter auf der Spur: Kafka bei Mark Harmann, Jurek Becker bei Sander Gilman. Jeff Eugenides hat gerade 450 Seiten seines Roman eingereicht, und auch die Bildhauerin Stephanie Snider wird ein weiteres Semester in der Stadt verbringen. Im Frühjahr sollen in der American Academy dann die ersten Ergebnisse der Forschungsexpeditionen der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

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