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Angéla Stefanovics und  Bálint Sótonyi in Lily Lane

© Dániel Bogdán Szőke

Forum der Berlinale 2016: Symbiotisch: „Liliom Ösvény – Lily Lane“

Nach seinem Erfolg mit "Just the Wind" widmet sich Bence Fliegauf in seinem jüngsten Werk der Mutter-Sohn-Beziehung. „Liliom Ösvény – Lily Lane“ ist einer der Filme des Berlinale-Forums.

2012 gewann Bence Fliegauf mit einem eminent politischen Film einen Silbernen Bären: „Just the Wind“ erzählte von der Pogromstimmung gegen Roma in Ungarn und von der Todesangst einer Roma-Familie, deren Leben die Kamera hautnah begleitet, einen Tag lang und eine Nacht. Fliegauf ist überhaupt ein politischer Künstler, er beklagt das Fehlen eines sozialkritischen Kinos in seinem Land und engagiert sich für Flüchtlinge. Ungarn, sagte er letzten Sommer, „das ist nicht nur der Grenzzaun“. Und forderte die Künstler auf, an den Bahnhöfen Präsenz zu zeigen, dort wo viele Geflüchtete stranden. Seit der Roma-Mordserie von 2008/09, auf der „Just The Wind“ basierte, habe nichts sein Leben so verändert. Auch über einen Spielfilm dazu denke er nach.

Nun zeigt das Forum das jüngste Werk des 41-jährigen Regisseurs, „Liliom Ösvény – Lily Lane“, auf den ersten Blick das Gegenteil eines politischen Films. Fliegauf erkundet ein Kindheitstrauma. Mit fantasmagorischer Intensität hat er eine intime Studie über Mutter und Sohn realisiert, über ihre Symbiose, die Trennung vom Vater, dazu die Erfahrung des Todes, als die Großmutter stirbt. Wieder lockt eine radikal subjektive Kamera den Zuschauer ins Dickicht der Ängste, als Rebeka (Angéla Stefanovics) ihrem kleinen Sohn Danny (Bálint Sotonyi) ein Gruselmärchen von der Fee, dem Jäger und dem Kind Honey erzählt.

Brennender Plüschbär

Rebeka will ihrem Sohn den Tod erklären und verängstigt ihn damit – was Dannys Vater ihr via Skype zum Vorwurf macht. Aber Rebeka ist selber ein trauerndes, panisches Kind. Nachtsequenzen, Seelenskizzen, flackernde Körperbilder: ein dunkler Wald, das verlassene Haus der Oma, schlackernde Haut unter Wasser, ein Geisterhaus aus Lego, schwarz-weiße Erinnerungsfetzen an den Keller, in dem Rebeka einst eingesperrt war.

Die Asche der Toten begraben sie im Park, ein Regenwurm kriecht durchs Bild, eine glitschige Kröte, lauter Albtraum-Kreaturen. Slowmotion, extreme Close-ups – wer sagt, auf den zweiten Blick, das Private sei nicht politisch? Misshandlung, häusliche Gewalt, überforderte, alleingelassene Kinder, alles nur innere Angelegenheiten?

Am Ende brennt ein Plüschbär, lichterloh. Es ist wohl das traurigste Bärenbild dieses Berlinale-Jahrgangs.

13.2., 19.15 Uhr (Cinestar 8), 14.2., 20 Uhr (Cubix 9), 15.2., 22 Uhr (Cinemaxx 4) 21.2., 22 Uhr (Cinestar 8)

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