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Kultur: Fotoband "Geheime Spiele": Wie stellen sich schwarze Kinder ein Leben als weiße vor?

Wie stellen sich schwarze Kinder ein Leben als weiße vor? Und wie stellen sich die Weißen eine afroamerikanische Existenz vor?

Wie stellen sich schwarze Kinder ein Leben als weiße vor? Und wie stellen sich die Weißen eine afroamerikanische Existenz vor? Die Konzeptfotografin Wendy Ewald hat das phantastische Spiel mit Schülern in Durham, North Carolina gespielt, an Schulen, die erst seit 1992 gemischt sind. "Schwarzes Selbst / Weißes Selbst" heißt ihr Projekt, bei dem sich herausstellte, dass die afroamerikanischen Kinder sehr klare Vorstellungen von der Sicht der anderen und von den Folgen eines Wechsels der Hautfarbe haben, während die weißen keine Ahnung hatten, wie sie versuchsweise als anderes Ich posieren können. Wie immer, hat Ewald ihre Arbeit auch diesmal nicht als dokumentarische verstanden. Die Portraitierten sind nicht Objekt für ihre Kamera, sondern Mitarbeiter, die die Negative beschriften, zerkratzen, übermalen. Noch ein Spiel also: mit Negativ und Positiv und dem Foto als erneut zu bearbeitendem Material. So ist Jeffreys imaginierte Identität eine grobe Kontur, ein weißer Engel, der den schwarzen Körper des Kontrasts wegen braucht. In ihren zahlreichen Projekten mit Kindern überall in der Welt versteht sich Wendy Ewald seit 1975 weniger als Autorin denn als Redakteurin für die Darstellung anderer. "Geheime Spiele" (Gemeinschaftsprojekte mit Kindern 1969 - 1999, Scalo Verlag, Zürich, 336 Seiten, 88 DM) versammelt ihre Gruppenarbeiten, Workshops, Schul- und Ausstellungsprojekte. Ein opulenter Fotoband, in dem das Wort von der "unheimlichen Direktheit" der dokumentarischen Fotografie eine neue Bedeutung erhält. Die Wahrheit kommt nur über ihre Bearbeitung ins Bild. Von wegen Unschuld: Es sind die Kinder selbst, die dabei Hand anlegen.

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