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Gute Freunde. Sitte Chanza im Kreise ihrer Familie. Die Witwe von Ibrahim Pascha, der Oppenheim den Tipp zum Tell Halaf gegeben hatte, übernahm nach dem Tod ihres Mannes die Führung des Stammes der Milli.

©   Max Freiherr von Oppenheim-Stiftung, Köln

Fotosammlung: Das Bild der Beduinen

In so manchem der 70 Fotobände sind noch Einschusslöcher zu erkennen: Die Fotosammlung Max von Oppenheims.

Es ist nur ein vermeintlich ruhiger Moment. Der hell gekleidete Mann sitzt mit einem Buch auf seinem Klappstuhl. Licht fällt durch die lockeren Zeltwände. Im Vordergrund baumelt ein Tropenhelm am Mast, Reitstiefel stehen bereit, ein Sattel ebenfalls. So, als ob der Mann jeden Moment aufspringen könnte, wenn das Telefon hinter ihm auf dem Tisch klingelt und am anderen Ende der Leitung eine Entdeckung verkündet wird.

Der Apparat verbindet Max von Oppenheim, Abenteurer und Archäologe, mit seiner Ausgrabungsstätte. Die Schwarz-Weiß-Aufnahme inszeniert Oppenheim als sensiblen Denker und tatkräftigen Forscher. Sie stammt aus einem der Bildbände seiner großen Fotosammlung, die während seiner Reisen und seiner Grabungen wuchs.

Etwa 13 000 Aufnahmen umfasst die Fotosammlung Oppenheims. Im Gegensatz zu den vielen Büchern seiner Stiftungsbibliothek überstanden die Alben den Krieg. Wenn auch mit Spuren: In so manchem der 70 Bände sind noch Einschusslöcher zu erkennen. Eine große Auswahl an Originalen ist demnächst in Berlin zu sehen, im Museum für Fotografie. Es sind Leihgaben des Bankhauses Sal. Oppenheim in Köln, dort lagern sie im Hausarchiv. Zudem hat die Universität Köln die Bestände digitalisiert und ins Internet gestellt (www.arachne.uni-koeln.de).

Oppenheim nutzte nicht nur das Wüstentelefon als modernes Kommunikationsmittel, wie das Foto beweist. Er setzte auf die Macht der neuen Medien. In einem Wochenschaubericht steht Oppenheim vor seiner geliebten „schönen Venus“ vom Tell Halaf und preist der Welt ihr Lächeln, in schnarrendem Englisch; „Es wäre mir eine große Ehre, Sie hier begrüßen zu dürfen“, ruft er in die Kamera. Und auch seine Foto-Alben sind für damalige Verhältnisse ungewöhnlich. „Ich war über die Lebendigkeit der Erzählung überrascht“, sagt Kristina Lowis, Kuratorin am Museum für Fotografie. Sie hat die fotografische Sammlung Oppenheims gesichtet und mit Ludger Derenthal zur Ausstellung „Von Kairo zum Tell Halaf“ zusammengestellt. Oppenheim mischte Fotografien von Fundstücken mit Aufnahmen von Land und Leuten, fleißigen Grabungshelfern und wilden Reitern, Basaren und Moscheen. So entstanden spannende Reiseberichte, die sich nicht nur an Wissenschaftler richteten. 1899 beginnt Oppenheim mit seiner systematischen Dokumentation. Er legt fest, in welcher Reihenfolge die Bilder geordnet werden. Wenn er glaubt, eine Lücke in seinen Erzählungen entdeckt zu haben, lässt er entsprechende Motive nachbestellen.

Immer wieder widmet sich Oppenheim den Beduinen. Üblich sind damals typisierende Aufnahmen der Menschen: Sie werden frontal und im Profil gezeigt. Später rückt Oppenheim von dieser Darstellungsweise ab, sein Blick auf die Einheimischen wird persönlicher, menschlicher. Einmal bekommt er in seinem Grabungshaus Besuch von einem Scheich. Oppenheim lässt einen Teppich ausrollen und positioniert darauf seinen Gast. „Für die Einheimischen war die Fotografie sicherlich eine Entdeckung“, sagt Kuratorin Lowis. Schließlich sei es damals, um 1900, noch nicht üblich gewesen, sich von Fotografen begleiten zu lassen.

Die Ausrüstung wog schwer auf den Wüsten-Expeditionen. Statt handlichen Rollfilmen schleppten Oppenheims Fotografen Glasplatten mit, die belichtet wurden. Im Grabungshaus befand sich eine Dunkelkammer. Ein Schriftstück zeugt von Oppenheims Geschäftstüchtigkeit: In einem Vertrag von 1929 zwischen ihm und Otto Schotten legt er fest, dass der Fotograf alle Bildrechte abzutreten habe. Die Bildersammlung war Oppenheims ganz persönlicher Schatz. Unter ein Foto schreibt er: „Meine Karawane“.

Museum für Fotografie, 17. Februar bis 15. Mai, Jebensstraße 2, Di-So 10-18 Uhr, Do 10-20 Uhr.

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