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Kultur: Frankfurter Poker

Die Umzugspläne der Buchmesse sind vorerst passé

Drohkulissen haben Konjunktur. Die Drohkulisse zumindest, die Volker Neumann, der Direktor der Frankfurter Buchmesse letzte Woche in einer HauruckAktion aufbaute, scheint schnell die gewünschte Wirkung erreicht zu haben: Am Donnerstag hatte Neumann auf einer Verlegerversammlung in München laut darüber nachgedacht, die weltweit größte und wichtigste Messe des Buchwesens vom Main an die Isar zu verlegen – wegen der jedes Jahr um unverschämte 10 Prozent steigenden Standmieten und der nicht minder unverschämt hohen Hotelkosten. Die Münchner, natürlich Feuer und Flamme, legten umgehend schriftliche Rabattangebote der Hoteliers vor und priesen ihre im Vergleich zu Frankfurt „logistisch optimierten“ Messehallen an, durch deren bessere Stellmöglichkeiten allein „vier bis fünf Millionen Euro“ einzusparen seien.

Die Wellen des Protestes in Frankfurt schlugen hoch, der wahlkämpfende Hesse Roland Koch steuerte sogar eines seiner berüchtigten Bonmots bei („Die Buchmesse gehört in die Stadt der Weisheit und nicht der Weißwurst.“) und Oberbürgermeistern Petra Roth trommelte zu einem Runden-Tisch-Gespräch im Frankfurter Römer am Montagabend: Nun wollen sowohl die Frankfurter Messegesellschaft als auch die Hoteliers Zugeständnisse machen und beteuern ihr „vorrangiges Interesse“ für einen Verbleib der Messe in ihrer Stadt. Einzelheiten sollen bis zum 1. März ausgearbeitet werden. Weniger in München, wohl aber in Frankfurt und dem Rest der Bücherrepublik herrscht Erleichterung. Denn in einem deutschen Städtepoker um den Buchmessestandort hätte es leicht einen lachenden Dritten aus dem Ausland geben können: London, dessen Buchmesse heute schon in Sachen Lizenzhandel international führend ist.mel

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