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Kultur: Freier Klang

Jazzpianist Schlippenbach gibt Konzert zu seinem 70.

Die Schönheit des Abwegigen. Finger, die sich über den Tasten verlaufen und die Melodie, „das Liedgut“ leicht berühren, um sie dann zu zerreißen und die Fragmente zu Collagen zu stapeln, zu schnellen Überlagerungen und Abstürzen in den scheinbar unbegrenzten Raum. Alexander von Schlippenbach, der große elegante Pianist des deutschen Free Jazz, legt seine Improvisationsräume vorher fest. In linearen oder grafischen Notierungen, auf großformatigen, in einer Zeichenmappe auf seinem Schreibtisch festgehaltenen Notenpapieren. Das können Tempoangaben sein, Zeichen für Gruppenimprovisationen und Soli oder die Begrenzung auf bestimmte Instrumente.

Innerhalb dieser Vorgaben entwickelt sich der Entstehungsprozess der Musik durch die teilnehmenden Musiker. Es ist ein immerwährendes Ringen, seit Schlippenbach 1966 auf den Berliner Jazztagen erstmals seine Komposition „Globe Unity“ für ein Free-Jazz-Orchester aufführte. Aus Anlass seines 70. Geburtstages gibt Schlippenbach, der sich stilistisch zwischen Thelonious Monk und Cecil Taylor sieht, ein Konzert beim Festival European Jazz Jamboree Berlin. Der Abend ist dreigeteilt, ein Soloprogramm Schlippenbachs und der Auftritt seines Trios setzen den Rahmen für das Globe Unity Orchestra. Es tritt diesmal mit einer zehnköpfigen Bläserbesetzung aus Bassklarinette, drei Saxofonen, drei Trompeten und drei Posaunen an, unterstützt von zwei Schlagzeugern.

Dabei kann es auch ganz leise werden. Wie bei dem zirkularen Echtzeitrauschen des Trompeters Axel Dörner. Was unter den Energiewellen wirkt, sind die feinen Begrenzungen in Schlippenbachs Kompositionsgeflecht, in denen sich ein freier Klang entwickelt. Maxi Sickert

Geburtstagskonzert für Alexander von Schlippenbach, 20. 9., Radialsystem V (Holzmarktstr. 33), 20 Uhr.

Maxi Sickert

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