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Kultur: Freude beiderseits

Als eine veritable Liebesgeschichte wurde die Beziehung zwischen Heinz Berggruen und Berlin besungen, als der Sammler im Frühherbst 1996 seine beeindruckende Kollektion von Werken der klassischen Moderne als Dauerleihgabe an die Spree führte. Da war sicher auch ein bißchen Freuen-Wollen dabei; der Wunsch, endlich wieder einen der vielbeschworenen Mäzene in der Stadt zu wissen, derer es in Kaiserreich und Weimarer Republik so viele und uneigennützige gegeben hatte.

Als eine veritable Liebesgeschichte wurde die Beziehung zwischen Heinz Berggruen und Berlin besungen, als der Sammler im Frühherbst 1996 seine beeindruckende Kollektion von Werken der klassischen Moderne als Dauerleihgabe an die Spree führte. Da war sicher auch ein bißchen Freuen-Wollen dabei; der Wunsch, endlich wieder einen der vielbeschworenen Mäzene in der Stadt zu wissen, derer es in Kaiserreich und Weimarer Republik so viele und uneigennützige gegeben hatte. Der Herbst 1996 war denn auch so richtig dazu angetan, solche Empfindungen wachzurufen, folgte doch der Eröffnung des intimen Berggruen-Museums diejenige des Hamburger Bahnhofs, dem Erich Marx, nobel im Hintergrund bleibend, seine Sammlung zeitgenössischer Kunst als Dauerleihgabe überantwortete. Und doch blieb das Verhältnis des Sammlers Berggruen zu Berlin zunächst vorsichtig; mehr als verständlich angesichts der Biographie dieses von den Nazis Vertriebenen, der alles Recht gehabt hätte, nach einem erfolgreichen Berufsleben dort zu bleiben, wo man ihn einst mit offenen Armen aufgenommen hatte.Und nun kommt die Nachricht von Berggruens Verlängerung seiner Leihgabe um ein weiteres Jahrzehnt, nachdem gerade erst einmal drei der ursprünglich konzedierten zehn Jahre abgelaufen sind. Deutlicher konnte der Sammler nicht machen, wie sehr er sich wieder heimisch fühlt. Die Freude über den phänomenalen Erfolg seines Museums ist dem Sammler dabei wohl nur der äußere Anlaß. Dahinter verbirgt sich die Empfindung, daß mit dieser Kunst die geistige Offenheit zurückgekehrt und wieder selbstverständlich geworden ist; daß Berlin der Ort ist, an dem die Kunst unseres Jahrhunderts ihren Platz hat. Angesichts der ungewöhnlichen Liebesbeziehung von Sammler und Stadt verblaßt der Einwand, daß mit der von Berggruen so unvergleichlich aufgebauten Sammlung ein gewichtiges Kapitel der Moderne außerhalb der Systematik der Nationalgalerie bleiben muß und isoliert gegenüber von Schloß Charlottenburg zu besichtigen ist. Entscheidend ist, daß eine große mäzenatische Tat in Berlin die gebührende Resonanz gefunden hat und darum jetzt aus vollem Herzen befestigt wird.

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