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Kultur: Frischer Wind

Karin von Welck als Hamburger Kultursenatorin nominiert

Ole van Beust hat sich Dank seines Wahlsieges politisch freigeschwommen. Das kommt der Kultur zugute. Auf den Platz der früheren „Bild“-Redakteurin Dana Horáková, die Hamburg zu Beginn ihrer Amtszeit nahezu der Lächerlichkeit preisgab, soll nach der gestrigen Ankündigung von Beusts die parteilose Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder (KSL), Karin Freifrau von Welck, wechseln. Die Kommentare aus der Hamburger Kulturszene klingen positiv, auch wenn sich die Kandidatin rund um die Alster erst näher bekannt machen muss.

In Museumskreisen hingegen ist die 56-jährige, in der Nähe von Köln gebürtige, promovierte Ethnologin und Honorarprofessorin bestens bekannt – und wird außerordentlich geschätzt. Ihr Metier ist gerade nicht der öffentliche Auftritt, sondern die diskrete Vermittlung. Als Lenkerin der Länderstiftung muss sie unentwegt Menschen zueinander bringen, die das heikle Geschäft des Kunstverkaufs betreiben; sei es, dass sie – zumeist als Erben – Privatbesitz versilbern, sei es, dass sie als Museumsleute ebensolches, als „national wertvoll“ eingestuftes Kulturgut für die Öffentlichkeit sichern wollen. Das nämlich ist die Hauptaufgabe der in Berlin ansässigen KSL, die, 1988 gegründet, aus der bundesdeutschen Kulturlandschaft nicht mehr wegzudenken ist. Ausgestattet mit lediglich acht Millionen Euro aus Mitteln der sechzehn die KSL tragenden Bundesländer, bewegen Frau von Welck und ihr kleines, gleichermaßen engagiertes und effektives Team ein Vielfaches dieser Summe, indem sie Mitstreiter suchen, Geldquellen auftun und Lösungen finden, die beiden Seiten des Kunstverkaufs gerecht werden. Dass es ihr gelang, die jahrzehntelange Hängepartie um den Nachlass des romantischen Malers Philipp Otto Runge zugunsten der Hamburger Kunsthalle zu beenden, wird man auch in kunstferneren Politkreisen registriert haben.

Ebenso, dass sie einen Teil ihrer Studienjahre – in Altamerikanischen Sprachen und Kulturen, Ethnologie, Germanistik und Politischen Wissenschaften – an der Alster absolviert hat, ehe sie in Köln mit einer Arbeit zu den Indianern Neu-Mexikos promoviert wurde. Danach blieb Karin von Welck, die aus ihrer gediegen bürgerlichen Grundhaltung nei einen Hel gemacht hat, in der Domstadt und mischte das verschlafene Rautenstrauch- Joest-Museum mit Ausstellungen wie „Rausch und Realität“ (1981) auf. Die Reaktionen auf ihren erfrischend unbelasteten Zugang zu den eigenen Zeitgenossen vermag sie noch heute mit jenem mädchenhaften Erstaunen – auch über den eigenen Wagemut –zu schildern, der ihren zumal in kleiner Runde bezwingenden Charme ausmacht.

Dabei ist sie ganz uneitel. Ihr allseits gerühmtes Verhandlungsgeschick beruht nicht zuletzt darauf, dass sie stets für die Sache eintritt und die Sicherung von Kunstwerken und Archiven – insbesondere für die gebeutelten Institutionen im Osten Deutschlands – mit Herzblut betreibt, als sei sie selbst noch die Museumsleiterin, die sie vor ihrer Berufung an die Spitze der KSL vor sechs Jahren am Mannheimer Reiss-Museum war. Zuletzt hat sich Karin von Welck für die Fusion der Länderstiftung mit der neuen Bundeskulturstiftung stark gemacht, der besseren Finanzausstattung halber. Dass sie ihr Amt dann künftig mit der Bundeskollegin hätte teilen müssen, bedrückt sie nicht. In Hamburg wird sie womöglich ein wenig mehr Eitelkeit benötigen, um politisch etwas durchzusetzen.

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