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Kultur: Frühlings Erwachen

Marek Janowski eröffnet seinen Schumann-Zyklus mit dem RSB

Ein Zeichen möchte er setzen als Künstlerischer Leiter des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin: Marek Janowski wählt zum Auftakt seiner Amtszeit einen Schumann-Zyklus. Geboren in Warschau, ausgebildet in Deutschland, setzt sich der neue Chefdirigent für einen Komponisten seiner Wahlheimat ein, der es im gängigen Repertoire, sieht man ab von den Liedern, nicht an die Spitze gebracht hat. Gewiss, die Frühlingssinfonie „kennen wir aus wiederholten Aufführungen“, wie Hanslick im 19. Jahrhundert aus Wien berichtet. Aber können wir ihm darin beipflichten, noch „die rasche und unverlierbare Popularität zu erleben“, die Schumanns Musik seither gewonnen habe? Weniger die zum Start gespielte Frühlingssinfonie als den späteren Schumann umgeben Vorurteile, Geheimnisse, denen die jüngere Forschung mit neuen Erkenntnissen begegnet. So sind Claras Entsetzen über die nachlassende Schaffenskraft ihres Mannes wie die „Verfallserscheinungen“ der Spätwerke besonders in der Rezeptionsgeschichte verankert. Hier muss die Praxis nachfragen.

Robert Schumann gilt als romantischer, also poetisch orientierter Musiker. Da darf es heute als Abenteuer bezeichnet werden, dass ein Orchester wie das RSB ihm allein fünf Abonnementkonzerte widmet, nebst einem empfehlenswerten Programmbuch, in dem Steffen Georgi den Blick über die Werke hinaus auf die Vita des Klavierpoeten richtet.

Diese Reihe „Das sinfonische Werk“ stellt also zur Diskussion, welchen Rang die Instrumentalmusik bei Schumann einnimmt – und der Kraftakt des Orchesters mit vielen bedeutenden Solisten und dem Rundfunkchor Berlin bekundet, dass es um mehr geht als um nachsichtiges Wohlwollen. Konzertstücke für Klavier und Orchester wie das Allegro Opus 134 und das Allegro appassionato Opus 92, je nur ein knappes bzw. ganzes Viertelstündchen lang, sind auf den Podien selten geworden. Die junge, von Claudio Abbado geförderte Rumänin Mihaela Ursuleasa hat sie eigens für das erste Schumann-Programm des RSB im gut besuchten Konzerthaus einstudiert und hätte vom Dirigenten vielleicht ein bisschen mehr Einfühlung in ihr flexibles Spiel gebrauchen können.

Immerhin steht hinter der Musik die Uraufführungspianistin Clara Schumann. Deren Kunst wiederum wie das Akkordische des Klaviers klingen auch aus den Orchesterpartituren. In der „Manfred“-Ouvertüre geht es um die dynamische Kurve des Ganzen, die sich aus wilden Akzenten und Zartheit bildet. Harmonische Wirkungen dominieren auch in der Sinfonie den angeblich spröden Satz. Die Interpretation macht eine Geradheit der Instrumentierung bewusst, die keine Extravaganzen, keine äußerlichen Raffinessen will. Das Introvertierte herrscht selbst da, wo die Inspiration heißt: „Im Tale geht der Frühling auf.“

Mehr Schumann am 27. Oktober (Philharmonie: „Das Paradies und die Peri“) sowie am 2. und 3. November (Konzerthaus) .

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