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Kultur: Für ein paar Cent mehr Wie Forsythes grandioses Frankfurter Ballett zerlegt wird

Letzte Woche hatte es noch nach einer goldenen Brücke ausgesehen. Mit einer Abfindung für die gekündigten künstlerischen Mitarbeiter von William Forsythes aufgelöstem Ballett Frankfurt wäre deren – womöglich aussichtsreiche – Klage auf Weiterbeschäftigung an den Städtischen Bühnen vom Tisch gewesen.

Letzte Woche hatte es noch nach einer goldenen Brücke ausgesehen. Mit einer Abfindung für die gekündigten künstlerischen Mitarbeiter von William Forsythes aufgelöstem Ballett Frankfurt wäre deren – womöglich aussichtsreiche – Klage auf Weiterbeschäftigung an den Städtischen Bühnen vom Tisch gewesen. Und eben diese Gefahr hatte die Stadt Frankfurt offiziell als Grund dafür genannt, im Herbst die geplante Kooperation mit den Ländern Hessen und Sachsen sowie der Stadt Dresden platzen zu lassen.

Nun aber stellt sich heraus: Solcherlei rechtliche Bedenken über einen „Betriebsübergang“ waren nur vorgeschützt. Am Montag griff der Magistrat nicht etwa erleichtert zur rettenden Abfindungslösung, sondern die Mehrheit des sogenannten Römerbündnisses votierte vielmehr mit den Stimmen von SPD, FDP und Grünen gegen CDU-Oberbürgermeisterin Petra Roth und gegen die Ballett-GmbH. Es gehe nicht an, Stadtteilbibliotheken zu schließen und die Hochkultur mit zusätzlichen Geldern zu unterstützen, so der parteiübergreifende Tenor der Entscheidung. Dabei standen nur eben 516 000 Euro zur Diskussion, verteilt auf fünf Jahre, außerdem eine einmalige Abfindungszahlung von 320 000 Euro.

Aussichten, dieses Votum zu kippen, bestehen zudem kaum, denn die Hardliner unter den Ballettgegnern knüpfen ihre mögliche Zustimmung an Zugeständnisse in anderen Bereichen. Damit ist unübersehbar: Forsythes Arbeit ist in der Stadt politisch schlicht nicht mehr gewünscht. Denn dass und wie im Notfall Gelder locker zu machen sind, zeigte soeben die Stadt Wiesbaden, die ihren Anteil an der Finanzierung der neuen Theater-Biennale „Neue Stücke aus Europa“, die als Nachfolgerin der Bonner Biennale gilt, kurzerhand außerhalb des Haushalts zusagte und zur Abfederung dieses Risikos nun potente Sponsoren sucht. Pikant dabei: Auch Frankfurt beteiligt sich mit 150000 Euro jährlich an der Biennale – als Juniorpartner. Für ein paar Cent mehr hätte es der beneidete Sitz einer der weltbesten Tanzkompanien bleiben können.

Ruth Fühner

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