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Kultur: Für immer Kind

Mal ehrlich: Was schert uns der Weltfrieden bzw. der angebliche Krieg gegen den Terror in Kreuzberg oder Friedrichshain?

Mal ehrlich: Was schert uns der Weltfrieden bzw. der angebliche Krieg gegen den Terror in Kreuzberg oder Friedrichshain? Solange der Zapfhahn sprudelt und der DJ seinen Job tut, lassen dich derlei vorübergehende Phänomene trefflich ignorieren. Den Kalten Krieg hat man schließlich auch in seinem Lieblingsclub verpennt. Doch die vergangenen Wochen waren Globalisierung für Anfänger: Als in London alle Flüge wegen eines Anti-Terror-Einsatzes gestoppt wurden, reichten die mittelbaren Folgen bis in gewöhnlich eher politikferne Zonen. Bis ins Nachtleben. Das angekündigte und von seinen Fans lang erwartete Billy-Childish-Konzert fiel aus. Sofort machten in einschlägigen Kneipen niedergeschmetterte Fans ihrem Zorn Luft. Man habe sich ja bisher einen Dreck um die globale Lage geschert. Aber diesmal seien die Islamisten nun wirklich zu weit gegangen.

Zwei gute Nachrichten: Die Terroranschläge wurden vereitelt. Und Billy Childish holt sein Konzert nach. Das 1959 geborene Multitalent von der Londoner St. Martins School of Arts gründete seine erste Band The Pop Rivets auf dem Höhepunkt der Punk-Ära, gleich die erste Platte erhält den bescheidenen Titel „Greatest Hits“. Auch seine Bands Milkshakes und Headcoats wurden heftig verehrt. Nach diversen Kooperationen mit Legenden wie Holly Golightly und Gegenwartskünstlern von Kylie Minogue bis Jack White ist Childish längst international eine Instanz. Fast ebenso bekannt wie für seine Musik ist der trinkfreudige Mann für seine bildende Kunst. Durch seine Freundschaft zur bildenden Künstlerin Tracey Emins, deren Werke in der Berliner „Sensations“-Ausstellung zu sehen waren, hat seine Anti-Kunst ein theoretisches Fundament erhalten.

Mittlerweile hat Childish auch eine (verfilmte) Autobiografie geschrieben und einen Verlag namens „Hangman Books“ gegründet. Wie einer all das schafft? Childish hat ein klares Konzept: Ideen muss man sofort realisieren. Mit seiner neuen Band The Buff Medways spielt er am 26. August um 21 Uhr im Festsaal Kreuzberg . Lokalmatador Doc Schoko bestreitet das Vorprogramm, DJ Lobotomy steht am DJ-Pult.

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