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Kultur: Funken oder Festtagslaune

WEIHNACHTSKONZERT

Von wegen stille Nacht und holde Krippe: Geister und Kobolde schwirren in Nikolai Rimski-Korsakows Suite aus der Oper Die Nacht vor Weihnachten durch die Lüfte. Das Hauptstück des Weihnachtskonzerts mit Jin Wang und Orchester, Chor und Solisten der Komischen Oper entfaltet ein altrussisches Szenario mit viel Volksepos und wenig Christentum. Nach Gogols gleichnamiger Erzählung beschreibt Rimski-Korsakow den Flug des Schmieds Wakula auf des Teufels Rücken zum Zarenhof in Petersburg. Ein paar Pantoffeln will er von der Zarin, seine Angebetete verlangt sie als Liebesbeweis. Den Teufel überlistet er, Hexen und Zauberer erschrickt er, die Zarin gibt Wakula bereitwillig, was er wünscht, und so wird alles gut – ein berückendes Beispiel für die Naivität, mit der vorchristliche und christliche Motive verwoben wurden. Korsakow läßt die Funken sprühen, die Hexen tanzen, den Höhepunkt gibt die Prozession der Koljaden, es ist eine Freude für das Orchester. Danach gibt sich Jin Wang versöhnlich: „Stille Nacht“, das wohl süßlichste deutsche Weihnachtslied erklingt. Doch so recht will Musikern und Publikum der Sprung in die deutsche Romantik nicht gelingen, ein Instrument fällt gar zu Boden. Und dann wird es noch richtig festlich: Händels "Halleluja", beim zweiten Mal zum Mitsingen, entlässt das Publikum in Festtagslaune.

Ulrich Pollmann

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