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Kultur: Fußball ist mein Leben

Der deutsch-türkische Film „Eine andere Liga“

Zwanzig Jahre: ein Alter, in dem sich viele gerade mit ihrem veränderten Körper angefreundet haben. Was aber, wenn dieser Körper das Vertrauen wieder entzieht? Bei Hayat Rudolph wird Brustkrebs diagnostiziert. Als sie aus der Klinik entlassen wird, ist ihr mit der Brust auch ein Stück Selbstbewusstsein genommen. Hayat – auf türkisch „Leben“ – lässt sich nicht unterkriegen. Schon bald steht die Fußballspielerin wieder auf dem Platz, um mit ihrer Hamburger Mädchenmannschaft zu trainieren. Doch sie wird heimgeschickt, ihr Vater hat Hayat abgemeldet. Er ist Deutscher, die Tochter nennt ihn dennoch zärtlich Baba Can. Der Frührentner (Thierry van Werveke) erstickt seine Trauer über den Krebstod der Ehefrau in Fürsorglichkeit. Hayats Mutter war Türkin, ein Kunstgriff, um die üblichen Zuordnungen türkischer Familienverhältnisse zu umgehen.

Von den filmüblichen Klischees hält sich die 1971 geborene deutsch-türkische Regisseurin Buket Alakus („Anam“, 2000) in ihrem zweiten langen Spielfilm erfreulich fern. Brustkrebs kennen wir im Kino als Diagnose, die Frauen in den reiferen Jahren zu elegischen Versöhnungsgesten treibt. Und Fußballmädchen müssen sich gemeinhin gegen Vorurteile durcharbeiten. Die gibt es hier zwar auch, sind aber vor allem der Liebesverwicklung geschuldet. Der frauenfußballfeindliche Coach Toni (Ken Duken) ist die zweite Herausforderung für Hayat. Eine Stärke von Alakus’ Film liegt darin, dass ihr die naheliegenden „Problemlagen“ von Krankheit und Frauenfußball zu eng sind. Was hier an Ängsten und Gefühlen verhandelt wird, hat existenzielle Geltung.

Ein Coup der Regisseurin ist Hayats Besetzung mit Karoline Herfurth, die nach Erfolgen unter anderem in Dennis Gansels Komödie „Mädchen Mädchen“ derzeit auf der Ernst-Busch-Hochschule ihr Handwerk perfektioniert. Dabei scheint sie schon alles zu können, so wie sie sich im Zwischenreich von Verletzlichkeit und Stärke bewegt. Aufgesetzt wirken die humoristischen Elemente in Anlehnung an „Kick It Like Beckham“. Dukens Trainerfigur kommt nicht über die Macho-Karikatur hinaus, die Alternativ-Mannschaft des SV Schanze erscheint als Multikultur-Klischee. Das mag dem Film bei seiner Zielgruppe helfen, die in der Jugendliga liegt.

Neue Kant Kinos, UCI Friedrichshain

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