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Kultur: Gähnen in der Früh

ELEKTROPOP

Kreuzberger Nächte sind lang – und Friedrichshainer Nächte manchmal zu lang. Jörg Burger alias The Modernist, heiß angekündigte Elektro-Pop-Koryphäe aus dem rheinischen Köln, tritt im Maria am Ufer auf, begibt sich allerdings erst morgens kurz vor vier hinter sein DJ-Pult. Das Warten des Publikums auf den Elektro-King Burger zog sich darum unter Gähnen in die Länge. Als Herr Modernist dann kam, ruckte es jedoch weder euphorisch durch den Saal, noch änderten sich grundlegend die monotonen Klänge der Vorgrogramm-DJs – trotz Hinzufügung poppig-melancholischer Vocals.

The Modernist ist ein alter Hase, der in seiner musikalischen Biografie einige Brüche vorzuweisen hat. Fängt er zunächst in den achtziger Jahren in einer Gitarrenband an, entdeckt Jörg Burger dann seine Vorliebe für elektronische Musik. Unter Pseudonymen wie „Burger Industries“ oder „The Bionaut“ wechselt er seine musikalische Identität genauso häufig wie seinen Wohnort. Mal kokettiert er in London mit der Acid-House-Szene, dann treibt es ihn nach Belgien, um die Labels „Monochrome“ und „Trance Atlantic“ mitzugründen.

An diesem Abend stellt er sein neues Album „Kangmei“ vor, auf dem er sich nun bedingungslos dem Pop hin gibt. Mit Eis-am-Stil-Haarschnitt und weinrotem Polohemd wirkt The Modernist an den Reglern beinahe wie ein Mittzwanziger, der soeben das Musikbusiness entdeckt hat. Doch besonders frisch und animierend kann er seine Künste nicht präsentieren. Auch dann nicht, wenn die fein eingewebten Gitarren auf seinen neuen Werken, die an seine Frühphase erinnern, ihm ein Stück verwendete Jugend zurückbringen.

Jens Thomas

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